Kiel. Erstmals gibt es in Schleswig-Holstein eine bestätigte Infektion mit dem neuen Coronavirus. Betroffen ist ein Kinderarzt aus Hamburg, der in Henstedt-Ulzburg lebt. Dort hatte er im privaten Umfeld Kontakt zu 50 Menschen.

Der an dem neuen Coronavirus erkrankte Mann aus Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg befindet sich gemeinsam mit seiner Ehefrau in häuslicher Isolation. Dem Mann gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am Freitag in Kiel. Der Arzt sei Jahrgang 1955 und habe am Dienstag selbst grippeähnliche Symptome verspürt und seine Arbeit beendet. Das Paar habe keine Kinder.

Nach Erkenntnissen der Behörden hatte der Mann nach seiner Rückkehr aus Italien neben etwa 50 Kontakten im beruflichen Umfeld am Uniklinikum Hamburg-Epppendorf auch Kontakte an seinem Wohnort. "Im privaten Umfeld sind wir ungefähr bei 50 Kontakten", sagte Landrat Jan Peter Schröder. Die Behörden seien dabei, eine entsprechende Liste aufzustellen und die Personen zu kontaktieren. Es werde untersucht, ob weitere Menschen infiziert sind. "Bisher sind aber noch keine Tests angeordnet worden."

Das Testergebnis der Ehefrau des Kinderarztes lag am Freitag noch nicht vor. Es wird am Samstag erwartet. "Wir erwarten, dass wir weitere Fälle in Schleswig-Holstein haben werden", sagte Schröder.

Es gebe allen Anlass, die Situation ernst zu nehmen, sagte Gesundheitsminister Garg. Er sehe aber keinen Grund, vor Einkäufen am Wochenende oder der Teilnahme an Volksfesten wie dem laufenden Kieler Umschlag zu warnen. "Nichts von beidem ist angebracht: weder eine Verharmlosung, noch eine Übertreibung."

Die Infektionsreferentin des Gesundheitsministeriums, Anne Marcic, sprach von Einzelfällen. "Es gibt keinen Hinweis auf eine Zirkulation im Land." Das Virus sei noch neu, aber es gebe erste Hinweise, dass es in 15 Prozent der Fällen zu schwereren Formen kommen könne, die in Krankenhäusern behandelt werden müssten. Bei der Verbreitung des Virus scheine eine Tröpfcheninfektion im Vordergrund zu stehen.

Marcic sieht aber keine Notwendigkeit, jede Person nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet sofort zu testen. Dies sei nur sinnvoll, wenn Menschen Symptome zeigten. Nach Ansicht von Minister Garg gelte dabei das Motto: "Lieber einmal öfter testen als einmal zu wenig." Die Frage der Kostenerstattung sei bundesweit geklärt.