Alkersum. Wie haben die Künstler früher das Meer betrachtet, was verbinden zeitgenössische Kunstschaffende mit “Seestücken“? Zwei Schauen im Museum Kunst der Westküste auf Föhr befassen sich in der neuen Saison mit dieser Thematik.

Das Meer: Seit Jahrhunderten fasziniert es Menschen und inspiriert Künstler auf vielfältige Weise. Im Museum Kunst der Westküste (MKdW) in Alkersum auf Föhr zeigen von Sonntag an zwei Schauen, wie sich Künstler von der Romantik bis zur zeitgenössischen Kunst mit der Bildgattung "Seestücke" auseinandergesetzt haben. Zum ersten Mal wird dabei in den großen Sälen des Museums, das im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen feierte, eine umfangreiche Gruppenausstellung zeitgenössischer Kunst zu sehen sein.

Der Berliner Kurator Harald F. Theiss zielt in der von ihm zusammengestellten Schau "SEE STÜCKE. Fakten und Fiktion" auf das Hinterfragen überkommender Vorstellungen vom Meer ab. Das Meer wirkte im Vergleich zu anderen Landschaften lange unveränderbar, sagte Theis am Donnerstag in Alkersum. Doch in den vergangenen Jahren habe sich die Wahrnehmung verändert: Flüchtlinge, die über das Mittelmeer die gefährliche Überfahrt nach Europa wagen, Klimawandel und Plastik im Meer - diese Themen veränderten den Blick auf die vermeidliche Idylle.

Diese veränderte Wahrnehmung des Meeres sollen die 23 internationalen Positionen, darunter (verfremdete) Fotografien, Videos, Keramiken und Installationen reflektieren. Zugleich wollen sie den vertrauten Blick auf das Meer als Sehnsuchtsort hinterfragen. Viele Künstler arbeiten in ihren Werken mit Verfremdungen bekannter Motive und Bilder; sie wollen Irritationen auslösen und zum Hinterfragen der vermeintlich idyllischen Wasseroberfläche anregen.

Die Schau, in der Werke unter anderem von Miguel Rothschild, Simon Faithful, Angelika Arendt, Nasan Tur, Yto Barrada und Astrid Busch zu sehen sind, ist bis zum 7. Juni 2020 im MKdW zu sehen. Vom 26. Juni bis 6. September 2020 wird sie in der Alfred Ehrhardt Stiftung in Berlin gezeigt.

Darüber hinaus gibt die zweite Schau "Seestücke. Von der Romantik bis zur Klassischen Moderne" bis zum 13. September einen "sehr schönen Überblick" über die Entwicklung der Bildgattung Seestück von der Romantik bis zur klassischen Moderne, sagte Museumsdirektorin Ulrike Wolff-Thomsen. Zu sehen sind unter anderem Werke von Andreas Achenbach, Peder Severin Krøyer, Edvard Munch und Hendrik Willem Mesdag.

Auch früher schon unterlag die Darstellung und Wahrnehmung des Meeres stetigem Wandel, wie Wolff-Thomsen sagte. Maler wie der Norweger Christian Dahl orientierten sich stark an der Wirklichkeit, zeigten das Meer auch mit seinen Gefahren. Mit der wachsenden Beliebtheit der Küste als Ort der Erholung und Inspiration rückte diese Thematik in den Fokus etwa der Maler der Skagener Künstlerkolonie. Im Expressionismus fanden die Künstler zu einer subjektiveren Bildsprache: Das Meer wurde zur Metapher ihrer inneren Befindlichkeiten.