Neukirchen. Wer an Ölgemälde von Nolde denkt, hat oft seine großformatigen Werke vor Augen. Doch Nolde malte auch kleinformatig in Öl. Die Sanierung des Wohnhauses in Seebüll nutzt die Nolde-Stiftung, um die kleinen Kunstwerke Noldes zu zeigen.

Die 64. Jahresausstellung der Nolde-Stiftung widmet sich den kleinformatigen Werken Emil Noldes. "Wir zeigen den ganzen Nolde im kleinen Format", sagte Stiftungsdirektor Christian Ring am Mittwoch in Neukirchen-Seebüll. Da das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Malers dieses Jahr denkmalgerecht saniert wird, ist die Jahresschau erstmals in der Geschichte der Stiftung nicht in Noldes Wohn- und Atelierhaus Seebüll, sondern im Besucherforum untergebracht.

Die Räume im Obergeschoss wurden eigens umgestaltet, um den Fokus auf die kleinformatigen Ölbilder zu legen, wie Ring sagte. Diese könnten aufgrund ihrer Größe nicht im historischen Bildersaal gehängt werden. Die kleinformatigen Bilder repräsentieren alle Motivwelten Noldes: Landschaften, Menschen, Meere und Blumen. Einige Werke wurden gezielt als kleine Formate angelegt, andere sind Fragmente aus größeren Werken, die Nolde zerschnitt, weil er mit der Wirkung nicht zufrieden war. Erstmals werde das Werk Noldes nach Formaten betrachtet, sagte Ring.

Auch bei den Arbeiten auf Papier überwiegt in der Ausstellung das kleine Format. "Die diesjährige Präsentation erlaubt eine intime Begegnung mit der herausragenden Kunst des großen Farbenmagiers", sagt Ring.

Die Schau öffnet am Sonntag für die Besucher. Erstmals in Seebüll zu sehen sind 123 Werke von insgesamt 185 ausgestellten Exponaten. Auch zu seinen Lebzeiten wurden kleinformatige Bilder Noldes eher selten ausgestellt, wie Ring sagte. "Die kleinformatigen Ölbilder haben eher einen privaten Charakter gehabt." Einige von Ihnen hingen in Noldes Wohnhaus, andere verschenkte er an Freunde oder Angestellte.

Die vergangene Jahresschau in Seebüll besuchten knapp 53 000 Besucher. Ein Drittel der Gäste kamen aus Dänemark. Die Schau "Emil Nolde - Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus" in Berlin sahen sich rund 150 000 Menschen an. Die Ausstellung zeigte das künstlerische Werk des Expressionisten erstmals auf Basis neuer Erkenntnisse im historischen Kontext seiner Biografie und ideologischen Haltung.

Nolde wurde von den Nazis zwar als "entarteter Künstler" diffamiert, war aber auch NS-Parteimitglied, Antisemit, Rassist und bis zum Ende der NS-Zeit überzeugter Nationalsozialist. Diese Facetten des Menschen Noldes werden in Seebüll auch thematisiert.