Kiel. Sogenannte Bodycams könnten der Polizei künftig bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Langzeit-Tests fielen positiv aus. Wichtige Entscheidungen sind aber noch zu treffen.

Die Landespolizei in Schleswig-Holstein ist mit den gut einjährigen Tests von Körperkameras zufrieden. "Wir sehen den Einsatz der Bodycams als sinnvoll an", sagte Landespolizeisprecher Torge Stelck der Deutschen Presse-Agentur. Aus dem Pilotprojekt habe die Polizei zahlreiche Schlussfolgerungen in technischer Hinsicht ziehen können. "Das betrifft zum Beispiel die Robustheit der Geräte, die möglichst einfache Bedienung auch mit Handschuhen, die Bildqualität und den Sichtbereich."

Vom 15. Juni 2018 bis 31. Juli 2019 hatten mehr als 100 Polizisten insgesamt 40 Kameras erprobt, auch zur Kieler Woche und beim Heavy-Metal-Festival in Wacken. Beteiligt waren Polizeireviere in Kiel und Lübeck sowie die Einsatzhundertschaft aus Eutin. Die Geräte wurden in 1830 Schichten mitgeführt. Dabei wurden sie 810 Mal aktiviert, davon 634 Mal ohne gespeicherte Aufzeichnung. Den Angaben zufolge gab es 114 Aufzeichnungen zur Gefahrenabwehr und 62 als Beweismittel zur Strafverfolgung. Ein wichtiges Ziel bestand darin, zu ermitteln, ob und wie der Einsatz der Bodycams Übergriffe auf Polizisten verringern kann. Außerdem geht es unter anderem darum, Aufklärung von Straftaten zu erleichtern.

Die Erkenntnisse würden in die Beschaffung neuer Geräte einfließen, wenn die Polizei dafür grünes Licht bekommt, sagte Stelck. Noch gibt es keine Rechtsgrundlage. Sie soll mit der Änderung des Polizeigesetzes geschaffen werden, die derzeit in Arbeit ist.

"Wir haben auch in taktischer Hinsicht Erkenntnisse gewonnen", sagte Stelck. "Haupteinsatzbereich wird aus unserer Sicht der Einsatz im sogenannten Einzeldienst, also überwiegend der Streifendienst sein." Nach den Tests hatten Polizei-Experten gemeinsam mit dem Landesdatenschutzzentrum mehr als 60 Stunden Videomaterial gesichtet.

Drei von vier an den Test beteiligten Polizisten stimmten laut Landespolizeiamt der Aussage zu, dass die Bodycam eine beweiskräftige Strafverfolgung gewährleiste, hieß es weiter. Rückmeldungen aus der Staatsanwaltschaft hätten ebenfalls ergeben, dass einzelne als Beweismittel aufgenommene Videosequenzen das Verhalten von Beschuldigten wirksam dokumentierten und damit Strafverfahren erleichterten. In einem Fall in Kiel, bei dem eine Polizeibeamtin durch einen Flaschenwurf hinterrücks gefährlich am Nacken verletzt worden sei, wurde den Angaben zufolge der jugendliche Täter nicht zuletzt aufgrund beeindruckender Bodycam-Aufnahmen zu einer hohen Jugendstrafe verurteilt.

Wann ein regulärer Einsatz der Kameras starten wird und mit wie vielen Geräten, lässt sich laut Landespolizeiamt noch nicht sagen. Auch eine Entscheidung für die Anschaffung eines konkreten Modells gebe es noch nicht. Auch davon werden die Kosten abhängen.