Hamburg. Die Bluttat von Hanau erschüttert Deutschland. In Hamburg, wo am Sonntag die Bürgerschaft neu gewählt wird, sorgt die mutmaßlich rassistische Tat für ein Einhalten - mitten in der heißen Wahlkampf-Endphase.

Nach der mutmaßlich rechtsextremistischen und rassistischen Bluttat von Hanau mit elf Toten haben SPD und Grüne ihre für Donnerstagabend geplanten Wahlkampfveranstaltungen abgesagt. Stattdessen riefen sie zur Teilnahme an einer Kundgebung zum Gedenken an die Anschlagsopfer am späten Nachmittag auf dem Rathausmarkt auf. Die CDU kündigte an, ihre Wahlkampfveranstaltung am Abend in einen "Aufruf für mehr Zusammenhalt" umzuwidmen.

"Angesichts der schrecklichen Ereignisse in #Hanau dürfen wir den Wahlkampf nicht einfach weiterführen", twitterte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). "Hass darf niemals gewinnen! Lasst uns ein Zeichen setzen, dass in unserer Stadt kein Platz für Rassismus, Menschenfeindlichkeit und rechtes Gedankengut ist", twitterte seine Grünen-Herausforderin, die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank.

Ursprünglich wollten die Sozialdemokraten am Abend das Finale vor der Bürgerschaftswahl am Sonntag mit Bundesarbeitsminister und Parteivize Hubertus Heil, mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (alle SPD) bestreiten. Bei den Grünen wollte sich der Bundesvorsitzende Robert Habeck am Abend in der Fabrik in Ottensen zur Veranstaltung "Auf'n Schnack mit Katharina Fegebank" treffen. Stattdessen wollte Habeck nun an der Kundgebung auf dem Rathausmarkt teilnehmen.

Eine Veranstaltung der CDU mit Bundestagsfraktionschef Ralph Brinkhaus und dem Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor sollte hingegen stattfinden. Allerdings werde es eine "leise Veranstaltung", sagte ein Parteisprecher. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der ebenfalls erwartet worden war, werde aber nicht kommen. Er wolle an einer Mahnwache am Brandenburger Tor teilnehmen, hieß es aus Berlin. Hamburgs CDU-Spitzenkandidat Marcus Weinberg und Fraktionschef André Trepoll kündigten an, am Nachmittag ebenfalls an der Kundgebung auf dem Rathausmarkt teilzunehmen.

Auch die Linke hielt an ihren Wahlkampf-Planungen fest, rief aber zugleich zur Teilnahme an einer für den Abend geplanten Demonstration antifaschistischer Gruppen auf. Zeitgleich sollte eine Veranstaltung mit der Thüringer Linksfraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow stattfinden. Sie war bundesweit bekannt geworden, weil sie dem mithilfe der AfD gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) in Erfurt einen Blumenstrauß vor die Füße geworfen hatte.