Flensburg. Immer wieder kommt es zu Angriffen und Beleidigungen von Rettungskräften, Polizisten, Müllmännern oder Lehrkräften. Der DGB fordert mehr Respekt und belastbare Zahlen zu den Taten für alle Beschäftigungsgruppen. In Flensburg startet eine Kampagne.

Beleidigungen, Drohungen, Gewalt und Beschimpfungen - immer wieder kommt es zu Angriffen auf Einsatzkräfte und Mitarbeiter etwa von Müllabfuhr, Jobcenter und Ordnungsamt. Mit der Kampagne "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch" will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf die steigende Zahl von Übergriffen aufmerksam machen. "Die Gewalt gegen Beschäftigte, die öffentliche Aufgaben verrichten, nimmt seit Jahren zu, das geht von Beleidigungen, Anschreien und Anspucken bis zu Schlägen und Angriffen mit Waffen", sagte der Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Flensburg, Joachim Sopha, am Mittwoch in Flensburg zum Start der Aktion.

Ein Banner mit der Aufschrift "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch" soll gut sichtbar für eine Woche am Gebäude der Berufsfeuerwehr hängen. Weitere Aktionen sind nach DGB-Angaben geplant.

Die Menschen, die öffentliche Aufgaben verrichteten, leisteten einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft, sagte Sopha. Sie hätten einen respektvollen und gewaltfreien Umgang verdient. Matthias Pietsch von Verdi nimmt auch die Arbeitgeber in die Pflicht. Er forderte Pläne zur Gefahreneinschätzung sowie Schulungen und Betreuung, damit die Beschäftigten in heiklen Situationen besser reagieren können und sich nicht alleine gelassen fühlen.

Kai Röpke von der Berufsfeuerwehr Flensburg sagte, Beschimpfungen, Beleidigungen, Pöbeleien seien gefühlt mehr geworden. "Die kennt jeder hier." Deswegen unterstütze die Feuerwehr die Aktion. Wie viele Feuerwehrleute tatsächlich angegriffen werden, ist nicht bekannt. Belastbare Zahlen für die Feuerwehr gebe es nicht, sagte Röpke. Nach DGB-Angaben werden diese nur für Polizei und Bahn erfasst. Der DGB fordert, belastbare Zahlen für alle Beschäftigungsgruppen zu erheben.

Mehr als 1000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten ereignen sich jährlich im Norden. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 2019 insgesamt 1180 Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe registriert. Dies ergab eine Kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Jörg Hansen. 2018 waren es 1290 Gewaltdelikte und in den beiden Jahren zuvor jeweils mehr als 1300.

Die Deutsche Bahn berichtet von 2620 Angriffen auf DB-Mitarbeiter im Jahr 2018. Etwa die Hälfte der Angriffe trifft den Angaben zufolge Sicherheitskräfte. Die meisten Attacken seien strafrechtlich einfache Körperverletzungen und ereigneten sich spontan. Der starke Anstieg der vergangenen Jahre sei zwar deutlich gebremst, aber "jeder Angriff ist einer zu viel", sagte der Leiter Konzernsicherheit der DB, Hans-Hilmar Rischke.

Bei der Bahn gehören den Angaben zufolge Deeskalationstrainings zur regelmäßigen Fortbildung der Mitarbeiter mit Kundenkontakt, für Sicherheitskräfte zusätzlich auch Trainings zur Abwehr von Angriffen. Neben Prävention und Vorbereitung auf kritische Situationen stehe den DB-Mitarbeitern zudem im Fall von Ereignissen ein umfassendes Unterstützungsangebot zur Verfügung.