Kiel.

Ein breites Bündnis will die Industrie in Schleswig-Holstein "von der Standspur holen". "Wir brauchen mehr Industrie, mehr Flächen für Industrie und vor allem müssen wir gemeinsam die industriellen Chancen der Energiewende nutzen", sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) bei der Vorstellung der rund 50 Seiten umfassenden Industrie-Strategie der Landesregierung in Kiel. Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Kammern unterstützen den gemeinsamen Kurs für eine neue industriepolitische Strategie.

Zwar verfüge das Land über gut entwickelte industrielle Regionen wie den Chemcoast Park Brunsbüttel, die Bahntechnik in Kiel, das Lübecker Ernährungswirtschafts-Netzwerk oder die maritime Branche, sagte Buchholz. Doch hinke das Land bei Wirtschaftskraft und Wachstum im bundesweiten Vergleich seit Jahren hinterher. Darum habe sich das Bündnis auf messbare Ziele und Ansatzpunkte zur Verbesserung verständigt. Dazu zählen mehr Technologietransfers sowie der Ausbau der Breitband-Netze und 5G-Technologie. Industriegewerbeflächen sollten leichter ausgewiesen und das Image von Schleswig-Holstein als Industriestandort durch eine Marketingkampagne gestärkt werden.

Die Umsetzung der Wasserstoffstrategie der norddeutschen Länder sowie der Aufbau von Reallaboren im Rahmen des Bundes-Energieforschungsprogramms sind weitere Ziele. Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB-Bezirk Nord, betonte: "Wir können hier im Norden zeigen, dass Wachstum, die Sicherung von Guter Arbeit und Beschäftigung sowie Klimaschutz keine Widersprüche sein müssen. Das Papier haben wir, jetzt müssen Taten folgen."

Den Bereich der erneuerbaren Energien sehen die Bündnispartner als einen Schwerpunkt der schleswig-holsteinischen Industrie. "Unser Land ist das Energiewendeland schlechthin und daraus ergeben sich große Möglichkeiten für eine industrielle Entwicklung, beispielsweise durch die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft", sagte Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes Nord.

Die SPD kritisierte die Industriepolitik der Landesregierung von CDU, Grünen und FDP. Es bestehe ein enormer Nachholbedarf für Schleswig-Holstein, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Hölck. "Wenn sich Unternehmen mittlerweile dazu entscheiden, sich andernorts niederzulassen, hängt das nicht zuletzt mit der Untätigkeit dieser Koalition zusammen." Den heutigen Worten müssten Taten folgen. "Industriepolitik braucht mehr als warme Worte eines Wirtschaftsministers." Ob das der Landesregierung gelingt, müsse aufgrund der bisherigen Umsetzungsschwäche von CDU, FDP und Grünen allerdings bezweifelt werden.