Hamburg.

"Behalten Sie starke Nerven!" - mit diesem Rat hat sich Christian Lindner am Montag an FDP-Unterstützer wenige Tage vor der Hamburger Bürgerschaftswahl gewandt. Im Straßenwahlkampf an der Einkaufsmeile Mönckebergstraße musste der Bundesvorsitzende mehrfach den Kurs seiner Partei in Thüringen verteidigen. Er sei sehr traurig über den Rücktritt des gewählten Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich, sagte der Ingenieur Hans Möllenkamp zu Lindner. "Das ist sowas von undemokratisch!" Die politische Mitte müsse der stärkste Pol sein. "Diese Chance haben Sie sich nehmen lassen", beklagte sich der 74-Jährige.

Der FDP-Chef verteidigte den Rücktritt des FDP-Politikers in Erfurt. Kemmerichs Regierung wäre in Abhängigkeit von der AfD unter dem "Nazi" Björn Höcke geraten. "In Abhängigkeit von AfD und der Linken kann man keine Politik der Mitte machen", betonte Lindner. Möllenkamp gab sich aber nicht geschlagen und erwiderte: "Die Wähler darf man nicht vergessen!" Dem stimmte Lindner zu, zeigte sich dann aber etwas ratlos: "Wie kann man AfD wählen, dazu mit Höcke an der Spitze?" Eine Lösung für die verfahrene Situation in Thüringen hatte der FDP-Chef nicht parat. Er schlug Neuwahlen vor, oder die Wahl eines unabhängigen Ministerpräsidenten. "Der Ball liegt nicht bei uns", meinte Lindner.