Hamburg. Bei einem Herzinfarkt zählen oft Minuten. Was in der Zeit passiert, entscheidet über Leben und Tod. In Hamburg soll es leichter gemacht werden, ein Leben zu retten. Mit einer App, die Standorte von Defibrillatoren und Ersthelfern kennt.

Die wenigsten Menschen wissen, was getan werden sollte, wenn plötzlich der Partner, einer Bekannter oder ein Fremder auf der Straße einen akuten Herzanfall hat. Dabei ist die Soforthilfe bei einem plötzlichen Herzstillstand lebensnotwendig. Allein die Herzdruckmassage und im besten Fall der Einsatz eines Defibrillators können das Leben des leblosen Patienten retten. Natürlich hat man so ein Gerät nicht in der Handtasche. Trotzdem kann man in Hamburg binnen kürzester Zeit einen automatisierten externen Defibrillator (AED) finden und weitere Ersthelfer alarmieren. Dafür sorgt seit 2013 der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).

Er sammelt die Daten von frei zugänglichen Defibrillatoren und zeigt sie in einer App an. "Im Moment sind 1065 Defibrillatoren gelistet. Es gibt sicherlich noch viel mehr. Wir sind stetig daran, die Zahlen zu erhöhen", sagte Petra Witt vom ASB der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist die Leiterin des Projekts "Hamburg schockt".

Sie wirbt dafür, dass Unternehmen und Bürger die AEDs in ihrer Umgebung an den ASB melden. Ob Behörde, Hotel, Nachrichtenagentur, Museum, Universität, Sportverein oder IT-Unternehmen - jeder könne und sollte auf diese Weise die Geräte für den Notfall auffindbar machen. "In der Innenstadt findet man binnen kürzester Zeit ein Gerät. Aber in den Außenstadtbereichen gibt es noch weiße Flecken und Lücken, die wir füllen müssen", sagte Witt. "Da sind wir auf einem sehr guten Weg." Jede Woche werden dem ASB über die kostenlose "Hamburg schockt"-App mindestens drei bis fünf neue Defibrillatoren gemeldet.

Die AEDs analysieren den Herzrhythmus des Opfers automatisch und geben dem Nutzer klare Anweisungen, so dass auch Laien damit Leben retten können. Ein fehlerhafter Gebrauch sei damit praktisch ausgeschlossen. In sehr vielen Fällen könnten Betroffene das Kammerflimmern überleben, wenn rasch eine Herz-Lungen-Wiederbelebung gemacht oder ein Defibrillator eingesetzt werde, betonte der ASB. Der plötzliche Herztod zählt der Deutschen Herzstiftung zufolge zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. In Hamburg sterben dem ASB zufolge jedes Jahr rund 2000 Menschen daran.

In der Hansestadt ist vor allem die Feuerwehr für den Rettungsdienst zuständig. Gut 253 000 Einsätze ist sie 2018 gefahren, wie ein Sprecher sagte. In der Regel seien die Rettungswagen nach acht bis zehn Minuten am Einsatzort. Mit jeder Minute ohne schlagendes Herz sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent, sagte Witt. "Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute." Mit sofortiger Herz-Lungen-Wiederbelebung und optimalerweise einem Defibrillator könne die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch Ersthelfer optimal genutzt werden.

Rund 40 000 Menschen haben die App seit ihrer Einführung bereits heruntergeladen. Über sie können zudem ein Notruf abgesetzt und Ersthelfer in der Nähe gefunden werden. "Damit man in einem Notfall nicht allein auf sich gestellt ist, kann sich jeder über "Hamburg schockt" schnell Unterstützung holen", sagte Witt. Rund 400 Ersthelfer haben sich dafür bereits registriert. In einem 500-Meter-Radius werden verfügbare Ersthelfer per Push-Nachricht über den Notfall informiert und um Hilfe gebeten.