München/Hamburg. Nach einer bundesweiten Analyse ist Hamburg erneut Stau-Hauptstadt. Das ist im Wahlkampf willkommenes Futter für die Opposition.

Hamburg ist erneut deutsche Stau-Hauptstadt. Laut einer am Mittwoch in München vorgestellten Analyse der Verkehrsmuster durch den Kartierungsspezialisten TomTom folgen auf den Plätzen Berlin, Wiesbaden, München, Nürnberg und Stuttgart. Bonn, Kassel, Bremen und Frankfurt am Main vervollständigen die Top-10-Liste der Städte in Deutschland, in denen Autofahrer die meiste Zeit durch Verkehrsbehinderungen verlieren. Die Hamburger Opposition reagierte auf die Zahlen mit Attacken gegen die rot-grüne Verkehrspolitik.

Die Zunahme des Verkehrs stehe im Zusammenhang mit der wachsenden Einwohnerzahl in den Ballungszentren, teilte der Dienstleister mit. Die für Hamburg insgesamt berechnete Prozentzahl von 34 Prozent – plus ein Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr – zeigt, wie viel länger eine Fahrt als Folge des Staus dauert.

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Pendler am Donnerstagabend die längsten Verzögerungen

In der Hansestadt war die Verkehrsbelastung während der morgendlichen und abendlichen Rush Hour besonders hoch: Das Stau-Niveau lag morgens im Durchschnitt bei 54 Prozent, abends bei 61 Prozent. Das bedeutet, dass Autofahrer für eine Fahrt, die ohne Verkehrsbehinderungen 30 Minuten dauert, morgens 46 Minuten und abends 48 Minuten benötigten.

Pendler im Raum Hamburg mussten am Donnerstagabend zwischen 16 und 17 Uhr mit den längsten Verzögerungen rechnen, in diesem Zeitraum hat TomTom dort das höchste Verkehrsaufkommen verzeichnet. Solche Stauspitzen belegten ein erkennbares Pendlerverhalten, erläuterte TomTom. "Viele Pendler wählen trotz zahlreicher alternativer Verkehrsangebote weiterhin das Auto, um in die Arbeit zu gelangen."

CDU: Rot-Grün bleibt Koalition von Stau und Verkehrschaos

Angesichts der anstehenden Bürgerschaftswahl in der Hansestadt nutzten die Oppositionsparteien am Mittwoch die Ergebnisse für einen Angriff auf den rot-grünen Senat. "Den Dauerstau im Rathaus müssen wir am 23. Februar beenden. Mit Rot-Grün wird die Verkehrswende nicht gelingen", sagte CDU-Spitzenkandidat Marcus Weinberg. "Rot-Grün bleibt die Koalition von Stau, Stillstand und Verkehrschaos. Das kostet Nerven, schwächt die Wirtschaft und schadet der Umwelt", merkte CDU-Fraktionsfachsprecher Dennis Thering an.

Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Ewald Aukes, kritisierte, dass weiterhin Straßenraum für Radwege geopfert werde, die Baustellenkoordination keine Verbesserungen gebracht habe und der öffentliche Nahverkehr zu Stoßzeiten überlastet sei. "Für mehr Mobilität und eine erfolgreiche Verkehrswende braucht es frische Ideen und eine starke liberale Kraft im neuen Senat", appellierte Aukes.

Für die Linken-Fachsprecherin Heike Sudmann stehen Autos nicht im Stau, "sie sind der Stau". Hamburg sollte sich an europäischen Städten wie Wien, Amsterdam und Kopenhagen mit geringerem "Verstopfungsgrad" orientieren. "Weniger Verstopfung gibt es durch weniger Raum für Autos", meinte Sudmann.