Hamburg.

Nach einem Holocaust-Vergleich haben die Hamburger Linken einen ihrer Jungpolitiker zum Verzicht auf seine Kandidatur für die Bürgerschaftswahl aufgefordert - über dessen soziale Netzwerke waren die Äußerungen gepostet worden. Der Landesvorstand werde am Mittwochabend zusammentreten und über ein ordentliches Verfahren bis hin zum Parteiausschluss beraten, teilte der Landesverband am Dienstag mit. Die Äußerungen sorgten für große Empörung im Internet.

Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar war auf der Website sowie auf den Facebook- und Twitterprofilen des 18 Jahre alten Schülers Tom Radtke ein Beitrag veröffentlicht worden, in dem die Ermordung von Millionen Juden mit Folgen der Klimaerwärmung verglichen wurde. "Viele Politiker sagen, dass sich das nicht wiederholen darf. Aber was tun sie gegen den Klima-Holocaust, der in diesem Moment Millionen Menschen und Tiere tötet?", heißt es dort. Und weiter: "Wir müssen die Klimaerwärmung jetzt stoppen damit sich ein Holocaust nicht wiederholt."

Der Landesverband der Linken und die Bürgerschaftsfraktion distanzierten sich knapp vier Wochen vor der Hamburg-Wahl am 23. Februar von den Äußerungen. "Wir verurteilen die unsägliche Relativierung und Instrumentalisierung des Holocausts", erklärten die Linken-Landessprecher Olga Fritzsche und David Stoop.

Die Partei hatte am Dienstag nach eigenen Angaben den ganzen Morgen und Vormittag über das Gespräch mit Radtke gesucht. "Eine Distanzierung von diesen Äußerungen kam dabei nicht zustande." Nach zahlreichen Kontaktversuchen und ausführlicher Beratung beende die Linke die Zusammenarbeit mit Radtke, erklärten Fritzsche und Stoop.

"Eine solche Gleichsetzung, eine solche Relativierung und Instrumentalisierung des Holocaust ist völlig absurd, schockierend und unverzeihlich. Wir verurteilen das ohne Einschränkung", twitterte die Fraktionschefin der Hamburger Linksfraktion, Cansu Özdemir.

Auf eine dpa-Anfrage an Radtkes Mailadresse kam unter anderem diese Antwort: "Was habe ich denn falsches gesagt? Ich bin 18 Jahre alt und aktuell wird Menschen meiner Generation die Zukunft weggenommen." Telefonisch war er am Dienstag nicht zu erreichen.

Radtke stellt sich auf der Linken-Website zur Bürgerschaftswahl - Landeslistenplatz 20 - unter dem Slogan "Wir brauchen Veränderung" vor. Demnach beschäftigt er sich vor allem mit Klima- und Umweltschutz sowie Netzpolitik.