Kiel. Für Infrastrukturprojekte im Norden gibt es neue Vorgaben aus Naturschutzsicht. Umweltminister Albrecht spricht von einer Inventur der Natur. Erstmals berücksichtigen die neuen Rahmenpläne auch Klimaschutz und Energiewende.

Wer in Schleswig-Holstein Bauvorhaben plant, die sich auf Natur und Landschaft auswirken können, bekommt dafür jetzt neue sogenannte Landschaftsrahmenpläne an die Hand. Dafür wurde das gesamte Land kartiert. Erstmals wurden die Themen Klimaschutz und Energiewende aufgenommen. Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) sprach bei der Vorstellung am Dienstag nach einer Kabinettssitzung von einer wichtigen Planungsgrundlage für den Natur- uns Artenschutz sowie für die Landschaftspflege. Die vorgenommene Inventur der Natur sei eine Richtschnur für viele Planvorhaben.

Die bisherigen Pläne stammen aus den Jahren 1998 bis 2005. Seitdem hat sich viel verändert; zum Beispiel ist die Artenvielfalt zurückgegangen. Die 1500 Seiten starken Rahmenpläne enthalten Hinweise und Empfehlungen. Für Privatleute sind sie nicht rechtsverbindlich. Behörden und andere Stellen, deren Planungen sich auf Natur und Landschaft auswirken können, müssen sie aber berücksichtigen. Sie sollen von Donnerstag an auf der Internetseite des Landes einsehbar sein.

Die Pläne stellen unter anderem Eignungsgebiete für das Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem dar. Laut Landesnaturschutzgesetz sollen 15 Prozent der Landesfläche zu einem Biotopverbundsystem werden, darunter 2 Prozent Wildnisflächen. Die Pläne zeigen beispielsweise besonders klimasensible Bereiche, Abstände zu Brutstandorten von Großvögeln und sogenannte unzerschnittene Räume (ohne Autobahn oder ICE-Strecke), die für große Wandertiere wichtig sind. Auch die Gebiete mit schlechten und guten Grundwasserzuständen werden dokumentiert. "All das wird die Planung der Behörden verbessern", sagte der Minister. Zudem steige die Rechtssicherheit.

Das Ministerium hat fünf Jahre an den neuen Plänen gearbeitet. Albrecht zufolge gab es in einer intensiven öffentlichen Beteiligung rund 1500 Stellungnahmen. Dabei sei es etwa um Wünsche gegangen, die einen Gebiete aus Schutzmaßnahmen herauszunehmen oder sie um andere zu ergänzen.

Die SPD-Sprecherin für Landesplanung, Kirsten Eickhoff-Weber, verlangte von der Jamaika-Koalition mehr Engagement für den Schutz von Natur und Umwelt. Den Grundstein für die Erstellung der Landschaftsrahmenpläne habe bereits die SPD-geführte Vorgängerkoalition gelegt. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse seien eine gute Grundlage für eine klimasensible sowie natur- und artengerechte Umweltpolitik. Das Datenmaterial zeige, wie bedroht die biologische Vielfalt in Schleswig-Holstein mittlerweile sei.