Hamburg. Nicht jede U-Bahn-Haltestelle lässt sich problemlos erreichen. Zwar ist der barrierefreie Ausbau der Stationen in Hamburg vorangekommen, aber auf der Schlussetappe gibt es noch Kniffliges zu lösen.

Der barrierefreie Ausbau der U-Bahn-Haltestellen in Hamburg geht in die letzte Etappe. Derzeit seien 79 der 92 Haltestellen und somit 86 Prozent barrierefrei, sagte der Gesamtprojektleiter der Hamburger Hochbahn, Volker Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur. "Jetzt gehen wir an die komplexeren, hochfrequentierten Haltestellen in der Innenstadt ran." Dazu gehören die Stationen Steinstraße und Jungfernstieg auf der Linie U1.

An der U3 sind die Bauvorbereitungen für die Mönckebergstraße angelaufen, im Februar kommt die Haltestelle Rathaus hinzu. An allen Haltestellen werden Aufzüge installiert, die Bahnsteige zum leichteren Ein- und Aussteigen erhöht und Orientierungssysteme für blinde und sehbehinderte Menschen am Boden eingefügt.

Vor dem Start des Senatsprogramms für einen schnelleren Umbau der Haltestellen waren im Jahr 2011 nur rund 40 Prozent problemlos für behinderte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen zugänglich. "Beim weiteren Ausbau haben wir damals mit Stationen angefangen, die beherrschbar erschienen, und die bei einer Streckensperrung gemeinsam abgearbeitet werden konnten, wie Osterstraße, Emilienstraße, Christuskirche", erläuterte der Projektchef. Bis 2016 wurden 15 Haltestellen umgebaut, zwei neue kamen in der Hafencity hinzu, es flossen rund 33 Millionen Euro.

"Danach haben wir die Schlagzahl weiter erhöht", sagte Schmidt. Bis 2021 komplett barrierefrei zu werden, wäre jedoch wegen zu vieler gleichzeitiger Sperrungen im Netz nicht umsetzbar gewesen. Immerhin blieben nach 2021 nur noch sechs Station, die angegangen werden müssten, folglich liege die Quote dann bei 94 Prozent (inkl. Stationen im Bau), ergänzte der Projektchef.

Im vergangenen Jahr wurden sechs Haltestellen gleichzeitig umgebaut und die neue Station Oldenfelde fertiggestellt: "Damit haben wir das U-Bahn-System ans Limit gebracht." Mehr Ersatzverkehr sei den Fahrgästen nicht zuzumuten gewesen, erläuterte Schmidt. Seit 2016 wurden 57 Millionen Euro "verbaut", rund 100 Millionen Euro fließen noch in die Stationen im Bau und Planung (ohne Sternschanze).

2020: Die denkmalgeschützte U-Bahn-Station LANDUNGSBRÜCKEN (U3) von 1912 ist von Mitte Februar an erstmals auch über Fahrstühle zu erreichen. Die Arbeiten können laut Hochbahn, die das U-Bahnnetz betreibt, schneller als geplant (März) beendet werden. Die wider Erwarten sehr schlechte Bausubstanz hatte die Freigabe der Ein- und Ausgänge 2019 um zwei Monate bis Dezember verzögert.

Die STRAßBURGER STRAßE soll im Sommer fertiggestellt sein, ebenso KLEIN BORSTEL und FUHLSBÜTTEL NORD (alle U1). Bei letztgenannter Haltestelle habe auch die veraltete Schalterhallendecke erneuert und die Halle modernisiert werden müssen, ein aufwendiges Projekt, resümierte Schmidt. Von Sommer an werde der U1-Ast im Osten dann komplett barrierefrei sein.

Damit innerstädtisch auf der U1 die STEINSTRAßE und der JUNGFERNSTIEG besser zugänglich werden, beginnen im Februar die Arbeiten. Vom 8. Juni 2020 an werde der Abschnitt für rund zehn Wochen gesperrt, erläuterte Schmidt. Der Aufzug am Jungfernstieg sei aufgrund der unterirdischen Lage des Umsteigeknotens nur an einer Stelle möglich gewesen, nämlich vor der "Jim Block"-Gastronomie. Im Sommer 2021 sollen beide Stationen barrierefrei sein. Der Jungfernstieg sei dann auf allen U-Bahn-Linien komplett barrierefrei.

2021: Die aufwendigsten Arbeiten an den U3-Haltestellen MÖNCKEBERGSTRAßE und RATHAUS werden in einer 14 Monate dauernden Sperrung der U3 - zur Streckensanierung Mönckebergstraße bis Rödingsmarkt - ab Januar 2021 mit erledigt. Bis zu 20 000 Fahrgäste täglich müssen dann auf andere U-Bahnlinien, Busse oder die S-Bahn ausweichen. Die Haltestelle "Mö" bekommt gleichzeitig einen weiteren Zugang mit zwei Treppen Richtung Hauptbahnhof. Hierdurch soll auch der überlastete Hauptbahnhof entlastet werden.

2022: Die Haltestellen-Geometrie macht den Planern auch am MEßBERG zu schaffen. Ein Aufzug vom Bahnsteig aus wäre in der Mitte der mehrspurigen Willy-Brandt-Straße herausgekommen, sagte Schmidt. "Wir arbeiten nun mit zwei Aufzügen, zunächst zu einer Verteilerebene und von dort aus rauf auf den Gehweg beim Kallmorgen-Tower." Weil der Einbau einer Entrauchungsanlage erforderlich wird und für diese Arbeiten auch Fahrspuren der Willy-Brandt-Straße gesperrt werden müssen, konnten laut Projektleiter die Umbauten nicht zeitgleich zur "Mö"-Sanierung erfolgen. Ein innerstädtischer Verkehrsinfarkt sollte vermieden werden. Auf der U1 werden im weiteren Verlauf die Hudtwalckerstraße und Alsterdorf in Angriff genommen.

2024: SIERICH- und SAARLANDSTRAßE sollen mit fälligen Brückensanierungen auf dem Streckenabschnitt der U3 barrierefrei umgebaut werden. "Nach dem weitgehenden barrierefreien Ausbau können wir die Brücken- und Streckensanierung wieder stärker in den Fokus nehmen", erläuterte Schmidt.

2028: Der Brandschutz, eine extreme Kurvenlage und nur ein Ausgang ließen die Planer an der STERNSCHANZE grübeln. "Sie ist nicht zukunftsfest", sagte Schmidt. Daher werde überlegt, den Bahnsteig Richtung Messe und Schlachthofviertel zu verlagern - mit der Chance auf einen weiteren Zugang. Dadurch könne das dortige Gebiet mit seinen Fahrgästen besser erschlossen werden. Hierfür seien von der Stadt nun Finanzmittel für die Planung reserviert worden, sagte Schmidt. Wenn der U-Bahn-Tunnel zwischen Schlump und St. Pauli im Jahr 2028 saniert werden soll, wäre es aufgrund einer notwendigen Streckensperrung ideal, parallel die Sternschanze abzuarbeiten, empfahl der Projektchef. Die Kosten für einen "quasi Neubau" der Station müssen noch ermittelt werden.