Kiel. Rückschlag für den Nord-Ostsee-Kanal: Weniger Schiffe beförderten weniger Ladung auf der Wasserstraße zwischen Brunsbüttel und Kiel. Die Kanalverwaltung setzt auf die Modernisierung. Bis alles auf Stand ist, wird es aber noch knapp zehn Jahre dauern.

Die Konjunktur im Ostseeraum und Schleusenausfälle haben sich negativ auf den Nord-Ostsee-Kanal ausgewirkt. Im vergangenen Jahr beförderten Schiffe nur knapp 83,5 Millionen Tonnen Ladung auf der künstlichen Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel. Das entspricht einem Rückgang zu 2018 um 4,6 Prozent. Auch die Zahl der Schiffe sank im Vorjahresvergleich um vier Prozent auf 28 797. Das sei aber "keine Entwicklung, die wirklich dramatisch ist", sagte der Leiter der Abteilung Schifffahrt der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Jörg Heinrich.

"Der Nord-Ostsee-Kanal ist ein zuverlässiger Verkehrsträger", sagte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, zur Jahresbilanz. Havarien habe es zwar auch 2019 gegeben. Keine davon habe aber nachhaltige Auswirkungen auf die Befahrbarkeit gehabt.

Grund für den Ladungsrückgang und die geringere Zahl an Schiffen sei neben der konjunkturellen Entwicklung der zweimalige Ausfall von Schleusenkammern in Kiel-Holtenau für jeweils acht Wochen, sagte Heinrich. Für 2020 seien aber keine längeren Sperrungen für Instandhaltungsarbeiten an den alten Schleusenanlagen geplant. Er rechnet mit einem tendenziell steigenden Preis für Bunkeröl und erwartet auch deshalb für das laufende Jahr ein moderates Wachstum der Schifffahrt auf dem Kanal.

Bis Ende des Jahrzehnts will der Bund etwa zwei Milliarden Euro in die Modernisierung der Wasserstraße investieren. Allein für den Ausbau der Oststrecke bei Kiel sind im Bundeshaushalt 500 Millionen Euro veranschlagt. Im Januar sind erste Rodungen erfolgt. Der Ausbau werde der Schifffahrt deutliche Vorteile bringen, sagte Witte.

In den nächsten Jahren wird die Oststrecke des Nord-Ostsee-Kanals auf eine sogenannte Mindestsohlbreite von 70 Metern erweitert; bisher sind es 44 Meter. Dazu wird auf einer Länge von etwa elf Kilometern die Kanalböschung ausgebaut, enge Kurven werden abgeflacht. Von 1965 bis 2001 waren die Weststrecke von Brunsbüttel bis zur Weiche Königsförde auf eine Sohlbreite von 90 m erweitert worden.

Im Spitzenjahr 2008 waren auf dem Kanal 105 Millionen Tonnen Ladung befördert worden. In den Folgejahren musste er wiederholt gesperrt werden, weil die über 100 Jahre alten Schleusen defekt waren. In die Infrastruktur des Kanals wurden 2019 etwa 185 Millionen Euro investiert.

Die fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel soll nach neuem Stand 2026 fertig sein - Kostenpunkt 830 Millionen Euro. Danach wird eine der alten Anlagen saniert. Gegen die Pläne für eine neue kleine Schleuse in Kiel hat es 27 Einwendungen gegeben. Noch im ersten Quartal ist ein Erörterungstermin geplant. Das Projekt ist mit 315 Millionen Euro veranschlagt. Die neue Schwebefähre in Rendsburg soll voraussichtlich im Herbst ihren Betrieb aufnehmen.

Im vergangenen Jahr transportierten im Durchgangsverkehr 20 069 Schiffe (2018: 20 882) gut 76,8 Millionen Tonnen Güter (2018: 80,9) durch den Kanal. Zu den Häfen innerhalb des Kanals waren 8728 Schiffe (2018: 9127) unterwegs. Sie beförderten knapp 6,7 Millionen Tonnen Ladung, etwas mehr als im Vorjahr. Der Schiffsverkehr von und zu den russischen Häfen ist infolge des fortbestehenden Embargos weiterhin rückläufig.