Hamburg. Der Ausbau Hamburgs zur Fahrradstadt ist für die Grünen ein Kernthema. Bislang hängt der rot-grüne Senat bei der Umsetzung des geplanten Radwegeausbaus hinterher. Mit einer neuen Strategie wollen die Grünen in den kommenden Jahren stärker in die Pedale treten.

Mit mehr und besseren Radwegen, sicheren Abstellmöglichkeiten, flächendeckenden Stadtradstationen und erheblich mehr Geld wollen die Grünen den Ausbau Hamburgs zur Fahrradstadt vorantreiben. Neben den Plänen zur autofreien Innenstadt und dem HVV-Ticketsystem sei der Radverkehr "der zentrale Schlüssel für das Gelingen der Verkehrswende", sagte Bürgermeisterkandidatin Katharina Fegebank am Donnerstag bei der Vorstellung der Radverkehrsstrategie 2030. Immer mehr Menschen in der Stadt legten ihre Wege mit dem Fahrrad zurück. "Das zeigt, dass die Hamburgerinnen und Hamburger tatsächlich die Fahrradstadt wollen."

Dass in Hamburg im vergangenen Jahr das mit der SPD vereinbarte Ziel beim Straßenausbau übertroffen, beim Radwegeausbau aber erneut verfehlt wurde, zeige, "dass wir noch größere Anstrengungen unternehmen müssen", sagte Fegebank. "Da sehen wir in den nächsten Jahren den absoluten Fokus in unserer Verkehrspolitik."

Neben der Verdopplung des Radewegeneubaus von derzeit 50 auf 100 Kilometer pro Jahr wollen die Grünen künftig auch ein Rad-Komfortnetz auf allen vielbefahrenen Routen aufbauen. Über technische Lösungen soll den Radfahrern angezeigt werden, wie schnell sie fahren müssen, um möglichst ohne Stopps längere Strecken zurückzulegen. "Konkret stellen wir uns eine solche Strecke zum Beispiel auf der Veloroute 4 vor, so dass man aus Winterhude in einem Rutsch bis in die City radeln kann", sagte Fraktionschef Anjes Tjarks.

Im innerstädtischen Bereich wollen die Grünen innerhalb eines Radius von 300 Metern für jeweils eine Stadtrad-Station sorgen. Dazu seien 150 zusätzliche Stationen nötig, die zu dem ohnehin geplanten Ausbau auf 350 Stationen hinzukämen, sagte der Verkehrsexperte der Fraktion, Martin Bill. "Jede Hamburgerin und jeder Hamburger soll im innerstädtischen Bereich immer eine Station in Sichtweite haben."

Um die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen, soll es mehr sogenannte Protected Bike Lanes, also vom Autoverkehr baulich abgetrennte Radstreifen geben. Dabei favorisierten die Grünen einen Höhenversatz zwischen den Fahrbahnen für Autos und Fahrräder, aber auch zwischen Radstreifen und Fußweg, sagte Tjarks.

Auch sollen Radfahrer besser sichtbar gemacht werden, indem sie an Ampeln immer vor dem ruhenden Autoverkehr stehen sollen. "Wir wollen darüber hinaus einen Grünen Pfeil für Radfahrende testweise einführen, damit sich die Wartezeit an Ampeln verkürzt", sagte Bill.

2019 seien in den Ausbau des Veloroutennetzes inklusive Winterdienst etwa 32 Millionen Euro investiert worden. Um die Grünen-Ziele zu erreichen, ist nach Angaben Bills ein jährliches Budget von 70 bis 80 Millionen Euro nötig.

Angesichts des bislang schleppenden Radwegeausbaus warf die CDU den Grünen vor, an den eigenen Kernthemen zu scheitern. "Dass SPD und Grüne im Jahr 2019 erneut ihr versprochenes Ziel von 50 Kilometern sanierter und neu gebauter Radverkehrsanlagen deutlich verfehlen, zeigt, dass es bis zur fahrradfreundlichen Stadt noch ein weiter Weg ist", sagte der Verkehrsexperte der Fraktion, Dennis Thering. Vor diesem Hintergrund seien die neuen Pläne "absurd und vollkommen unglaubwürdig".

Ähnlich äußerte sich die FDP-Fraktionschefin und Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl, Anna von Treuenfels-Frowein. "Damit mehr Menschen das Fahrrad nutzen, braucht Hamburg gute und sichere Radwege. Deshalb wollen wir endlich ein Monitoring einführen, das deren Qualität erfasst." Bei Sanierungsbedarf müsse umgehend reagiert werden, forderte sie.