Hamburg. Sieben Hochschulen in städtischer Trägerschaft gibt es in Hamburg. Ihre Standorte verteilen sich über die ganze Stadt. Viele Gebäude sind in schlechtem Zustand. Der rot-grüne Senat will deshalb jetzt Milliarden in die Hand nehmen.

Hamburg will in den nächsten 17 Jahren rund 2,6 Milliarden Euro in den Hochschulbau investieren. Dabei gehe es um Sanierung, Erweiterung und Neubau, sagten Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es, bis 2037 alle Gebäude der öffentlichen Hochschulen in das sogenannte Mieter-Vermieter-Modell zu überführen und nach dem Vorbild des Schulhausbaus für Neubauprojekte eine Art Baukastensystem mit standardisierten Haustypen einzusetzen.

Neben der Universität Hamburg gibt es sechs weitere Hochschulen in städtischer Trägerschaft. Beim Mieter-Vermieter-Modell werden die Gebäude einem städtischen Immobilienunternehmen wie Sprinkenhof übertragen, das dann als Vermieter Sanierung und Erhalt übernimmt. Damit sollen der kontinuierliche Abbau des Modernisierungsstaus und der dauerhafte Erhalt eines guten Gebäudezustands garantiert werden. Bei den Planungen wird von einer Gesamtmietfläche von 780 000 Quadratmetern ausgegangen.

"Das ist eine ganz, ganz wichtige Weichenstellung", sagte Fegebank. "Bauliche und technische Infrastruktur haben eine hohe Strahlkraft auf Forschende, Lehrende und Studierende - auch im internationalen Wettbewerb." Der Grundsatz "gute Räume für gute Bildung" aus dem Schulbau werde jetzt auf die Hochschulen übertragen, sagte Dressel. Jetzt sei es an den Hochschulen, den Bestand und Zustand ihrer Gebäude zu erfassen und ein Bedarfskonzept zu entwickeln.

Eine erste Idee für ein Hochschul-Modellhaus sieht Dach- und Fassadenbegrünung und Photovoltaikanlagen vor. Es sei sowohl als Verwaltungs-, Seminar-, Labor- oder Open Space-Gebäude nutzbar, sagte Ewald Rowohlt, Geschäftsführer von Schulbau Hamburg. Einzelne Module könnten zu Gebäudetrakten kombiniert werden. "Auch die Geschossigkeit ist variabel, man kann zwei, drei, vier, fünf Geschosse aufeinander stapeln."

Neben der schnelleren Umsetzbarkeit biete das Baukastensystem auch eine Kostenersparnis, da wie beim Schulhausbau mit Pauschalpreisen gearbeitet werde. Zudem werde das Hochschulhaus allen Klimaschutzanforderungen entsprechen. "Ein ökologisches rundrum Sorglospaket", sagte Fegebank.

Bewähren soll sich das Konzept bei der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) "mit einer völlig neuen Campusgestaltung am Berliner Tor", sagte die Senatorin. "Das wird dann zum ersten Mal im laufenden Betrieb zum Test kommen." Ein städtebaulicher Wettbewerb soll noch in diesem Jahr stattfinden. Umfangreiche Neubauten werde es auch bei der Science City Bahrenfeld geben, in die die Chemie und Physik sowie Teile der Biologie der Uni Hamburger verlagert werden sollen.

Geplant sei, bis 2037 jährlich rund 150 Millionen Euro in den Hochschulbau zu investieren. Das stelle die Stadt vor Herausforderungen, sagte Dressel. "2,6 Milliarden über einen Zeitraum von 15 Jahren abzubilden, wird schon ein dickes Brett."

Seit Jahren sei der Sanierungsstau an den Hochschulen bekannt, sagte CDU-Fraktionschef André Trepoll. "Wer das jahrelang ausgesessen hat, macht es jetzt mit Schnellschüssen vor der Wahl nicht wieder gut." Milliardensummen für einen Zeitraum von 17 Jahren zu versprechen, sei zudem unseriös. "Dass dann auch noch im Mieter-Vermieter-Modell zu machen, dessen Wirtschaftlichkeit bisher durch nichts bewiesen ist, ist äußerst fragwürdig."