Rostock/Kiel. Lange wurde um den Standort für die Produktion von Hybrid-Lokomotiven des japanischen Technologiekonzerns zwischen Kiel und Rostock gerungen. Nun hat sich Rostock durchgesetzt. In Schleswig-Holstein ist die Enttäuschung groß.

Der japanische Technologiekonzern Toshiba stellt seine Hybrid-Lokomotiven künftig in Rostock her. Im kommenden Jahr starten die Vorbereitungen für die Montage im Instandhaltungswerk der DB Cargo, wie Toshiba und DB Cargo am Donnerstag mitteilten. 100 Fahrzeuge seien von DB Cargo bestellt worden. Damit hat sich Rostock in den mehrere Jahre dauernden Standortverhandlungen gegen Kiel durchgesetzt. Die Investitionen im Werk lägen zunächst im "mittleren einstelligen Millionenbereich", die Zahl der neuen Arbeitsplätze liege im "mittleren zweistelligen Bereich".

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) zeigte sich nach der Entscheidung enttäuscht: "Das ist keine gute Nachricht für Kiel." Es gebe in der Fördestadt geeignete Flächen und qualifizierte Fachkräfte. "Wir hatten dem Unternehmen quasi den roten Teppich ausgelegt, um den Bau der umweltfreundlichen Hybrid-Lokomotiven nach Kiel zu holen." Die Entscheidung sei aber nicht ganz überraschend gekommen. "Die Deutsche Bahn als Auftraggeberin hatte offensichtlich eigene Vorstellungen."

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs sagte der Deutschen Presse-Agentur, "es ist natürlich bedauerlich, dass wir beim Thema Endmontage der neuen Hybrid-Loks von Toshiba nicht zum Zuge kommen". Nach Gesprächen mit dem Unternehmen gehe die Landesregierung davon aus, dass die erst von Düsseldorf nach Kiel verlegte Zentrale für die europaweiten Bahnaktivitäten erhalten und ausgebaut werde. "Kiel bleibt das Kompetenzzentrum für die Entwicklung von Lok-Technologie der Firma Toshiba." Kiel bleibe attraktiver Standort für Bahntechnik.

Kiel hatte sich im Standortwettbewerb mit Rostock gute Chancen ausgerechnet und auf bis zu 300 neue Arbeitsplätze gehofft. Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt ist ein traditionsreicher Lokbau-Standort. Toshiba hat dort schon den Prototypen der neuartigen Lok entwickelt und gebaut. Im August hatte Rohlfs bei Gespräche in Japan für eine Ansiedlung des Projekts in Kiel geworben.

Gemeinsam mit Toshiba würden mit dem alternativen Antriebskonzept aus Diesel und Batterien in einer entscheidenden Zukunftstechnologie Maßstäbe gesetzt, sagte Sigrid Nikutta, DB-Konzernvorstand für Güterverkehr und DB Cargo. "Wir sparen 30 Prozent Energie und eine Million Liter Diesel im Jahr."

Zudem seien die Fahrzeuge dank moderner Technik leichter für die Mitarbeiter zu bedienen, betonte Nikutta. Die Batterien könnten mit erneuerbarer Energien aufgeladen werden. Die Loks werden hauptsächlich in Rangierbahnhöfen eingesetzt. Über den finanziellen Umfang des Lokomotivgeschäfts wurde nichts bekannt.

Toshiba-Vizepräsident Takayuki Konno bezeichnete die Entscheidung als Beginn einer hervorragenden Zusammenarbeit. "Toshiba ist sehr stolz darauf, seine erste europäische Rangierlokomotive für DB Cargo zu entwickeln." Sie vereine die hohen europäischen und japanischen Ingenieurstandards.

"Die Symbiose von DB Cargo und Toshiba bedeutet mehr gute und mehr nachhaltige Arbeit im Land", sagte Macklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Rudolph. Die Entscheidung sei ein Bekenntnis zum Innovationsstandort. Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) bezeichnete den Technik- und Innovationsstandort Rostock als Lokomotive, die mit hervorragenden Standortbedingungen auch internationale Unternehmen anziehe.