Antigua. Endlich sind sie wieder an Land. Die vier Hamburger Atlantik-Ruderinnen haben Antigua nach etwa 5000 Kilometern auf dem Meer erreicht. Das Abenteuer ihres Lebens ist vorbei - und ihre Wünsche sind ganz schlicht.

Nach 42 Tagen hatten sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Um 7.35 Uhr (Ortszeit) stiegen die Hamburger Atlantik-Ruderinnen Catharina Streit, Meike Ramuschkat, Stefanie Kluge und Timna Bicker am Donnerstagmorgen auf der Karibik-Insel Antigua mit etwas wackeligen Beinen aus ihrem Boot "Doris". "Jawohl, wir sind da", rief Kluge, mit 51 Jahren die älteste aus dem Quartett, bevor sie an Land kletterte.

Am Kai wurden sie jubelnd empfangen von ihren Familienangehörigen, Freundinnen und Freunden, mit Leuchtkerzen und Sekt. Umarmungen, Küsse, Fotos mit der Deutschland-Flagge und der Hamburger Flagge, Interviews.

Wenige Minuten zuvor hatten die vier Abenteuerinnen die Ziellinie in English Harbour erreicht, sechs Wochen nachdem sie am 12. Dezember von der Kanaren-Insel La Gomera gestartet waren. Hinter ihnen lag die größte sportliche Herausforderung ihres Lebens.

Etwa 5000 Kilometer auf hoher See, ein Kampf gegen Wellen, Wind, Regen, die brennende Sonne, Müdigkeit, Seekrankheit. Eingezwängt auf einem acht Meter langen, spartanischen Boot ohne Toilette. Immer im Rhythmus von zwei Stunden Rudern, zwei Stunden Schlaf. Doch da waren auch die anderen, wunderbaren Erlebnisse, die Delfine, ein Fliegender Fisch in der Kabine, unzählige Regenbögen, traumhafte Sonnenuntergänge, ein strahlender Nachthimmel - und am Ende die Einfahrt in den Hafen des Karibik-Idylls.

"Es gab so viele Höhepunkte", sagte Ramuschkat. "Doch einer der größten Höhepunkte war, dass wir zusammengehalten haben und heute als Freundinnen an Land gegangen sind. Wir sind als Team gewachsen, was mir sehr viel bedeutet", fügte die 33-Jährige hinzu.

Insgesamt hatten sich von La Gomera aus 35 Boote auf den Weg über den Atlantik gemacht. Die Crew aus der Hansestadt, die sich den Namen RowHHome gegeben hat, kam in einer Zeit von 42 Tagen und 46 Minuten als 17. der "Talisker Whisky Atlantic Challenge" an. Die ersten Teilnehmer waren bereits am 13. Januar in Antigua eingelaufen. Die vier Norddeutschen waren das erste deutsche Frauen-Team, das bei einem der härtesten Ruderrennen der Welt den Atlantik überquert hat.

Über soziale Medien tauschten sie sich mit ihren Familien, Freunden, Helfern und Interessierten über ihre Erlebnisse aus und freuten sich über jede Nachricht, die sie in der Weite des Ozeans empfingen. "Wir waren süchtig nach Worten", sagte Kluge.

18 Monate hatten sie sich auf die Reise vorbereitet - neben ihren eigentlichen Berufen. Ramuschkat ist Kardiologin, Streit (33) arbeitet als Leiterin der Qualitätssicherung in einem großen Kaffee-Unternehmen, Kluge ist pharmazeutisch-technische Assistentin, ihre 26 Jahre alte Tochter Timna Bicker Medizintechnikerin.

Nach den Anstrengungen der vergangenen Monate und vor allem nach den Qualen der letzten sechs Wochen sehnte sich das Quartett nach den einfachen Dingen des Lebens. "Richtiges Essen, frisches Obst, gute Getränke, ein Bett, eine Dusche - und viel Liebe", fasste Streit ihre Wünsche zusammen.

In ihrer Heimat wartet auf die Hamburgerinnen die nächste Herausforderung. Sie müssen den Weg zurück in die Normalität finden, in ein Leben, das sich nicht auf einem kleinen Boot ohne jeglichen Komfort abspielt irgendwo auf dem Atlantik. Ihre Reise können sie bald dann noch einmal im Kino nacherleben. Der Titel des Films: "Wellenbrecherinnen".