Hamburg. Rothirsch, Igel, Amsel & Co genießen das warme Januar-Wetter. Für Insekten kann ein milder Winter jedoch tödlich sein.

Die Wildtiere in Norddeutschland genießen den milden Winter. "Für Hasen, Rehe, Hirsche und Wildschweine ist ein warmer Winter etwas Tolles", sagte Wildbiologe Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. Grund dafür ist unter anderem, dass Anfang des Jahres bei vielen die Hormone auf Hochtouren laufen. Jetzt ist "Rausch-, Ranz- und Rammelzeit: Im Wald finden die "Hochzeiten der Wildtiere" statt", ergänzte Sprecherin Eva Goris. Der Zeitpunkt sei von der Natur perfekt gewählt. "Denn der Nachwuchs kommt im Frühjahr auf die Welt, wenn die Natur wieder erwacht, das erste Grün sprießt und die Temperaturen steigen."

Die Wildschweine seien bereits seit Dezember im "Liebes-Rausch", sagte Goris. "In dieser Zeit werden die Bachen gleich mehrfach vom stärksten Keiler des Reviers beglückt." Dieser wiederum imponiere den Damen mit schaumigem Speichel, der betörende Duftstoffe enthalte. "Ganz "Mann" markiert er das Revier zusätzlich mit Urin. Wildschwein-Urin ist "Männer-Parfüm" für die Bachen."

Im Januar können Spaziergänger dem Fuchs beim "Singen" seiner Liebeslieder lauschen. Das heisere Gebell des Fuchsrüden erinnert an das Jaulen eines Hundes. "So betören sie die Fähen, die Weibchen", sagte Goris. "Meist werben mehrere Fuchsrüden gleichzeitig um eine Fähe. Denn die Fuchs-Frau habe sich mit einem Sekret "parfümiert", das die Hormone der Rüden in Wallung bringe. "Für menschliche Nasen stinkt es während der Fuchs-Ranzzeit unangenehm nach Ammoniak." Ende März kommen dann die zunächst blinden Fuchswelpen zur Welt.

Auch Feldhasen "boxen sich fürs Rammeln warm", weiß die Tierexpertin. Doch es seien nicht die Männchen, die in hitzigen Boxkämpfe ihre Vorderläufe gegeneinander hämmern. "Die Häsin testet im Boxring, wie stark und widerstandsfähig der Partner in spe ist", erklärte Goris. "Besteht er die "Box-Prüfung", darf er rammeln. Wenn nicht, sucht sie sich einen neuen Sparringspartner." Nach etwa 40 Tagen kommen die Tennisball großen Häschen auf die Welt.

Die Paarungszeit der Wölfe beginnt erst Ende Januar und dauert bis in den März hinein. Dann sondert die Wölfin einen intensiven Lockduft ab, um die Rüden anzustacheln. Er bleibt mehrere Tage und Nächte lang in ihrer Nähe. Für die Paarung sondern sich Wölfe vom Rudel ab. Die jungen Welpen kommen nach rund 60 Tagen Tragezeit zur Welt. Das Wolf-Paar bleibt in der Regel ein Leben lang zusammen.

Für viele Insekten jedoch sei ein später Wintereinbruch lebensgefährlich. Denn wenn die Temperaturen ungewöhnlich warm bleiben, krabbeln manche Wildbienen und Hummeln zu früh aus ihren Überwinterungsquartieren - und finden dann laut Kinser nichts zu fressen und können sterben.