Hamburg

YouTuber Simon Desue wegen falschen Falschgelds vor Gericht

| Lesedauer: 3 Minuten
Daniel Herder
Joshua Weißleder alias Simon Desue steht ab Dienstag wegen Vortäuschens einer Straftat vor Gericht

Joshua Weißleder alias Simon Desue steht ab Dienstag wegen Vortäuschens einer Straftat vor Gericht

Foto: picture alliance/Eventpress

Hamburger behauptete, Blüten im Darknet bestellt zu haben, und ging damit shoppen. Die Farce hat nun ein Nachspiel.

Hamburg. Dieser Schuss ging gewaltig nach hinten los: Genau ein Jahr nach seiner Falschgeld-Farce steht der YouTube-Star Joshua Weißleder, besser bekannt unter dem Pseudonym Simon Desue, ab Dienstag vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28 Jahre alten Hamburger vor, eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Es geht um Falschgeld, das keines war. Vor allem dürfte es Desue bei seiner komplett erfundenen Gangster-Geschichte um Clicks gegangen sein – die Währung der Internet-Stars.

Am 3. Januar 2019 veröffentlichte der 28-Jährige auf seinem von 4,4 Millionen Zuschauern abonnierten YouTube-Kanal (Platz 14 der meistbesuchten Seiten auf der Video-Plattform in Deutschland) einen Beitrag, in dem er vorgab, 10.000 Euro Falschgeld im sogenannten Darknet erworben und an der Tür seiner Wohnung in Empfang genommen zu haben.

Desue kauft mit vermeintlichen Blüten Kaffeemaschine

In dem Filmchen, das auf Youtube inzwischen mehr als 1,8 Millionen Mal aufgerufen wurde, kündigt er an, mit den „Blüten“ bei Saturn an der Mönckebergstraße einkaufen gehen zu wollen, aber nur gegen Vorkasse: „20.000 Likes.“ Nachdem die Aufmerksamkeits-Taler­ geflossen sind, schreitet er zur Tat und kauft unter vorgeheuchelter Panik eine Kaffeemaschine. Alles inszeniert: Tatsächlich handelt es sich bei den vermeintlichen Blüten um ganz normale, unspektakuläre Euro-Banknoten, die ebenso echt wie die schauspielerische Leistungen von Desue und seiner Freundin Enisa Bukvic schlecht waren.

Während andere YouTuber längst ahnten, dass hinter der angeblichen Straftat nur eine Scharade steckt, ermittelt die von den Filmchen alarmierte Polizei von Amts wegen, ob Desue nicht doch „echtes“ Falschgeld in seiner Wohnung hortet. Am 4. Januar durchsuchen Falschgeld-Fahnder vom LKA 52 seine Wohnung an der Alster und stellen 197 vermeintlich „falsche Fuffziger“ sicher, insgesamt 9850 Euro. Eine Woche später hat die Polizei das „Falschgeld“ überprüft – und nicht mehr den geringsten Zweifel an der Echtheit der Banknoten.

Andere Video-Blogger machen sich lustig über Desue

Unge vs Desue

Einige Video-Blogger sind nach Veröffentlichung der Videos ohnehin aus dem Lachen kaum herausgekommen. So ist in einem der Filmchen zu sehen, wie ein ziemlich hysterischer Simon Desue ein Geldbündel in die Kamera hält, angebliches Falschgeld. Umwickelt ist das Bündel allerdings von einer Sparkassen-Banderole – was ja gemeinhin für die Echtheit von Banknoten spricht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es Desue darum ging, „zur Erweckung des Interesses seiner Zuschauer eine tatsächlich begangene strafbare Handlung vorzutäuschen.“ Dabei habe er auch in Kauf genommen, dass dies strafrechtliche Ermittlungen gegen seine Person nach sich ziehen würde. Unklar ist, ob ihm ein ebenso schnell eingeblendeter wie verschwundener Hinweis am Anfang der Videos hilft, den Vorwurf zu entkräften. In der Einblendung heißt es, Personen und Handlung seien „frei erfunden“. Der Prozess beginnt am Dienstag um 13 Uhr vor dem Amtsgericht St. Georg.

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