Hamburg. Die Verlegung des Fernbahnhofs Altona ist umstritten. Hinter den Kulissen ist klar, dass die Bahn ihre Pläne überarbeiten muss.

Die Deutsche Bahn hat am Donnerstag den neuen Standort der Verladestation für Autoreisezüge in Eidelstedt vorgestellt. Mit der geplanten Verlegung des Fernbahnhofs Altona an den Diebsteich soll die Autoreisezug-Anlage dann in die unmittelbare Nähe des S-Bahnhofs Elbgaustraße und des ICE-Werks umziehen.

Hintergrund: Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht (OVG) hatte im August 2018 einem Eilantrag des Landesverbands Nord des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) stattgegeben. Es wurde damals ein Baustopp verhängt, weil am neuen Standort des Fernbahnhofs zunächst keine Verladestation für Autoreisezüge geplant worden war.

Für Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) steht fest: „Auch wenn die Autoverladung für das Gesamtprojekt nur einen kleinen Baustein darstellt, ist es gut, dass auf die Kritikpunkte des Gerichts eingegangen wurde. Der Vorschlag der Bahn ist geeignet, eine attraktive, leistungsstarke Autoverladung für Fahrgäste hier aus der Region mit Ausstrahlungswirkung bis Skandinavien anzubieten.“ Laut Deutscher Bahn wurden am Fernbahnhof Altona im vergangenen Jahr rund 14.000 Fahrzeuge verladen.

Deutsche Bahn: Neue Autoverladestation bekommt vier Rampen

Die geplante neue Anlage in Eidelstedt soll vier Rampen und ein Service-Gebäude erhalten. Der Standort liegt in der Nähe der A 7. In Kürze soll das Planfeststellungsverfahren für das Bauvorhaben beantragt werden. Auch wenn jetzt ein Standort für die Verladestation gefunden wurde, bleibt der Baustopp von 2018 bestehen. Denn die Entscheidung der Richter über die VCD-Klage im Hauptsacheverfahren steht noch aus. Eigentlich sollte die Entscheidung in diesem Jahr fallen, aber nach Abendblatt-Informationen wird das OVG erst Anfang 2020 einen Termin anberaumen.

Für die Deutsche Bahn ist der Baustopp ein Desaster. Ursprünglich sollte die Verlegung des Fernbahnhofs Altona zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 abgeschlossen sein und der neue Standort eingeweiht werden. Bei der Deutschen Bahn ist offiziell von einer Verspätung von „nicht weniger als zwei Jahren die Rede.“ Insider gehen davon aus, dass es noch länger dauern könnte.

Senator Dressel ist Hoffnungsträger für den Fernbahnhof

360 Millionen Euro hatte die Deutsche Bahn für den neuen Fernbahnhof veranschlagt. Doch jeder Tag des Baustopps kostet das Verkehrsunternehmen Geld. Der große Hoffnungsträger ist Senator Dressel, der im Auftrag der Stadt das Großprojekt retten soll. Dressel koordiniert auch den sogenannten Faktencheck. Am Mittwochabend trafen sich im Rathaus zu dieser Gesprächsrunde Vertreter der Stadt, der Deutschen Bahn, der Bürgerinitiative Prellbock und des VCD Nord. Vier Stunden lang tagten die Teilnehmer. Es war bereits der achte Faktencheck, bei dem kontrovers über das Bauvorhaben diskutiert und die Auswirkungen der Verlegung analysiert wurden.

Das Ziel von Senator Dressel dürfte es sein, den VCD dazu zu bewegen, die Klage zurückzuziehen. Verhandlungsführer Dressel sagte: „Wir haben auf viele berechtigte Fragen viele richtungsweisende Antworten bekommen. Der Faktencheck hat sich deshalb jetzt schon gelohnt. Wir haben nun eine valide Grundlage, um gemeinsam auszuloten, ob es konkrete Wege und Möglichkeiten einer Verständigung gibt.“ Dressel drückt weiter auf das Tempo: „Wir wollen bis Jahresende klären, was geht.“

Hinter den Kulissen ist allen Beteiligten klar, dass die Deutsche Bahn ihre Planungen für den neuen Fernbahnhof am Diebsteich überarbeiten und Zugeständnisse an den VCD machen muss, damit der Verband die Klage zurückzieht. Rainer Schneider, Vorstand VCD Nord, sagt in Bezug auf den bisherigen Bahnhof Altona: „Ein Rückbau von Bahnanlagen ist sehr kritisch zu sehen. Er darf nur erfolgen, wenn der Ersatz deutliche Vorteile für Fahrgäste und das System Schiene verbindlich sichert.“