Ortstermin in der Wäscherei, Hamburgs Kult-Möbelhaus in der City Nord. Hausherr Michael Eck hat zum „Herbstspaziergang“ durch sein 10.000 Quadratmeter großes Möbelreich geladen. Es gibt viel Neues – nicht nur an Möbeln und Wohnaccessoires, sondern auch an Erkenntnissen...

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© Die Wäscherei

Hamburger Abendblatt: Herr Eck, Sie haben Ihr Kassenpersonal in Dirndl gesteckt. Was soll das denn hier in Hamburg?

Michael Eck: Ja mei, mia san doch kosmopolitisch hier (lacht). Im Ernst: Wir haben viele Kunden aus dem Süden, speziell aus Bayern an den Samstagen hier, aber nicht nur die freuen sich. Außerdem ist das Oktoberfest gesamtdeutsches Kulturgut. Wir überlegen, ob wir mal ein Oktoberfest hier bei uns im Bistro feiern. Aber dieses Jahr hätten wir das bei der ganzen Hektik nicht auch noch planen können.

Sie sind ja ständig unterwegs, waren gerade wieder auf verschiedenen Hausmessen ihrer Hersteller...

Ja, wir haben verschiedene Polstermöbelhersteller besucht, auch die Firma Bullfrog, von denen wir ein neues Sofa bei uns haben, das ich Ihnen nachher zeige. Die sind super, eine der besten deutschen Firmen in diesem Segment. Generell sind Hausmessen heute fast wichtiger als die großen Möbelmessen. Viele Hersteller kommen schon gar nicht mehr nach Köln oder Mailand, sondern laden gezielt ihre Partner ein. Das ist viel effizienter, man kommt intensiver ins Gespräch. Das bedeutet allerdings auch für mich sehr viel mehr Zeit auf Reisen. Aber es macht natürlich auch Spaß.

Was haben Sie denn von Ihren Reisen mitgebracht?

Es ist so viel diesmal, dass ich mir alles auf einen Spickzettel notieren musste, damit ich ja nichts vergesse (zieht einen DIN-A-Bogen aus der Innentasche seines Jacketts und entfaltet ihn). Bei uns soll sich ja niemand langweilen. Wir gehen gleich mal zu den Kojen, da haben wir gleich zwei schöne Revival-Themen...

Eck geht voran zu den vier „Schauräumen“ der Wäscherei, die neue Trends verdichten und oft mit Augenzwinkern inszenieren. Die erste Koje zeigt ein Wohnzimmer in Chrom- und Glas-Optik: Tisch und Lampen in Diamantform dazu eine Regalwand mit versetzten Stellflächen.

Dieses Arrangement erinnert stark an die 90er-Jahre und ist in dieser Saison total angesagt. Hier sehen Sie auch eine Tapete von unserem neuen Lieferanten „Mind the Gap“ (sie zeigt ein eher zurückhaltendes Muster in verschiedenen Erdtönen mit Zierelementen im Retro-Stil, die an Kettenanhänger oder opulenten Ohrschmuck erinnern). Metall und Glas sind in dieser Saison extrem angesagt. Das zeigt sich auch in unserer Accessoires-Abteilung, wo wir viele Vasen in Goldtönen mit farbigem Glas ausgestellt haben.

„Bei uns soll sich Niemand langweilen“

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In der Koje nebenan ist aber davon nichts zu sehen...

Der Blick fällt auf eine Dekoration mit morbid-verwitterten Strohblumen vor gelb-grüner Kulisse und einer Tapete der Firma Wallpepper mit zwei Schwänen im XXL-Format.

Ja, hier sehen Sie Natur pur, denn bei allen Trends gibt es eine Gegenbewegung. Dass die Blumen hier vertrocknet und tot sind, ist jetzt bitte keine Metapher vor dem Hintergrund der Klimadiskussion – wir sind hier nicht politisch (lacht). Ernsthaft: Die Liebe zur Natur ist und bleibt ein beherrschendes Thema im Einrichtungsbereich, sicher auch vor dem Hintergrund des gestiegenen Umweltbewusstseins. Das schließt nicht nur Pflanzen- oder Tiermotive auf Tapeten ein, sondern auch Objekte aus dem Tier- und Pflanzenreich wie unsere Affen, Giraffen oder Ananas-Skulpturen, die wir seit vielen Jahren sensationell verkaufen.

Welche Farben sind diese Saison angesagt?

Hier gibt es klar zwei beherrschende Trends: Natur und Nostalgie. Die Farbpalette dominieren verschiedene Gelb- und Grüntöne, Blau in verschiedenen Facetten sowie Braun und Beige. Sie repräsentieren nicht nur Sonne, Wiesen, Meer, Himmel und Erde, sondern bilden auch die Basis für das Farbspektrum der Polstermöbel, allerdings oft in pastelliger, extrem abgedimmter Variante.

Und die Nostalgie-Palette?

Hier finden wir viele eher altmodische Farben – von verschiedenen Rot-, Rosé- und Flieder-Tönen bis zu pudrigen Grün- und Gelbvarianten, wie sie in den 20er Jahren en vogue waren. Zurzeit erlebt diese Epoche ja ein Riesenrevival, wie auch der Hype um den Film Downtown-Abbey zeigt. Dieser Trend wird uns sicher noch eine Weile beschäftigen.

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Haben Sie hier ein Möbelstück als Beispiel?

Ja, ein sehr schönes sogar (er geht voran in die Sofa-Abteilung, wo er vor einem lederbezogenen Bullfrog-Modell in einem sanften Ockerton stehenbleibt).

Diese Farbe ist unser Bestseller in allen Preiskategorien – von knapp 10.000 Euro für dieses Markensofa bis zu Liegewiesen unter 2.000 Euro von ebenfalls hervorragender Qualität. Der Clou an diesem Bullfrog-Sofa hier ist seine Funktion (er greift zu einer Fernbedienung und demonstriert, wie sich die Rückenlehne nach hinten verschiebt). Diese Sitzlandschaft ist ein Traum, sehr formschön, dabei technisch extrem ausgereift und gleichzeitig superbequem. Das hat natürlich seinen Preis.

Sie führen Highend-Marken wie Bullfrog, Rolf Benz, Diesel-Moroso oder Timothy Oulton, daneben No-Names aus Osteuropa und dann auch noch Ihre eigene Wäscherei-Kollektion. Ist diese mangelnde Positionierung nicht verwirrend für die Kunden?

Mangelnde Positionierung? Das soll ja wohl ein Witz sein! Wir sind ein Möbelkaufhaus und das sagt eigentlich alles. In einem gut sortierten Warenhaus finden Sie ja auch Marken verschiedener Preis- und Qualitätskategorien, um den Kunden die größtmögliche Auswahl zu bieten. Das ist schließlich das Geheimnis unseres Erfolges. Gleichzeitig sind wir Aufklärer.

Wie bitte?

Wir führen den Kunden vor Augen, dass ein hoher Preis nicht immer auch eine hohe Qualität bedeuten muss. Das merken sie aber nur im direkten Vergleich – wenn sie sich auf ein teures Markensofa setzen und anschließend unser hauseigenes Modell probesitzen, merken sie: das ist ja genauso formschön und bequem, kostet aber nur ein Zehntel. Das bringt viele Kunden dann schon zum Nachdenken.

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Trotzdem haben Sie ja immer einige Lieblinge, die Sie besonders herausstellen...

Natürlich. Zum Beispiel unser Himmelbett, das mit dem Chromgestell und dem gepolsterten Rücken ein ganz neues Wohn- und Lebensgefühl im Schlafzimmer erzeugt. Und von der Mailänder Messe habe ich beispielsweise dieses neue Ensemble von Calligaris mitgebracht (er zeigt auf ein Sideboard sowie Tisch und Stühle). Das ist italienisches Design vom Feinsten. Oder nehmen Sie die Sofas von Diesel-Moroso, die sich durch ihre besondere Formensprache und die grafischen Bezüge hervorheben. Solche Highlights möchte ich meinen Kunden nicht vorenthalten. Auch die Kollektion von Bold Monkey, einem Niederländischen Unternehmen, finde ich extrem gelungen. Sie greifen die Formen- und Farbwelt nostaglischer Möbel auf, über die wir ja vorhin sprachen, und interpretieren sie auf vollkommen neue, sehr originelle Weise. Die Möbel sind klassisch und elegant, dabei sehr modern und witzig.

Und wo finde ich Exponate aus der Wäscherei-Kollektion?

Die neuen Sofas und Betten sind ab November bei uns im Geschäft, so lange müssen sich unsere Kunden, Sie eingeschlossen, leider noch gedulden. Unser Sofa „Credo“ wurde ja mit dem German Design Award 2020 prämiert. Aber Sie können beruhigt sein: Deswegen hängen wir noch lange keine Null an den Preis.

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