Prozess

"Nazis, Rassisten" – Mann rastet am Hamburger Flughafen aus

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Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen (Symbolfoto).

Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen (Symbolfoto).

Foto: picture alliance

47-Jähriger muss sich vor Gericht verantworten, weil er am Airport die Kontrolle verlor. Er bekommt Geldstrafe auf Bewährung.

Hamburg. Sich selber beschreibt er als „vollkommen unaggressiven Menschen“. Als einen Mann, der den gepflegten Umgang und eine niveauvolle Sprache schätzt. „Beschämend, peinlich und schlimm“ nennt es Martin H. (Name geändert), wie er sich augenscheinlich am Hamburger Flughafen benommen hat - ein Verhalten, das den 47-Jährigen jetzt unter anderem wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor das Amtsgericht gebracht hat.

Laut Anklage randalierte der 47-Jährige im September 2018 im Sicherheitsbereich des Flughafens und schmähte Polizisten als „Arschlöcher, Nazis und Rassisten“. Ferner soll er die Beamten angegriffen haben.

Dreifache Dosis an Tabletten genommen

Den Tag selber erinnere er kaum, gibt der Angeklagte, ein kräftiger Mann mit Vollbart und rasiertem Schädel, an. Martin H.’s Anwältin schildert, ihr Mandant leide unter einer Angststörung und werde mit starken Medikamenten behandelt. Weil er außerdem unter Flugangst leide, aber gern in den Urlaub habe fliegen wollen, habe der Bremer nach dem Motto „Viel hilft viel“ gleich die dreifache Dosis seiner Tabletten genommen und zudem Alkohol getrunken.

„Flugreisen haben mich schon immer geängstigt“, ergänzt der Angeklagte. Zwanzig Jahre sei er nicht geflogen. „Dann habe ich überlegt: Du kannst es mal wieder versuchen. Im Nachhinein war es die dümmste Entscheidung meines Lebens.“

"Alles Nazis und Rassisten"

Ein Bundespolizist schildert, das Personal am Gate habe die Beamten hinzugerufen, weil Martin H. keine Bordingkarte vorlegen konnte und zudem alkoholisiert gewirkt habe. Den Polizisten habe der 47-Jährige dann vorgeworfen, sie würden ihn schlecht behandeln, weil er farbig ist. „Er sagte, dass wir alle Nazis und Rassisten seien.“

Dann habe Mirko H. die Beamten geschubst und einen von ihnen am Kragen gepackt. Schließlich mussten sie ihm Handfesseln anlegen. Ein anderer Polizist beschreibt den Angeklagten als „kaum lenkbar“.

Geldstrafe auf Bewährung

Bei beiden Zeugen entschuldigt sich Martin H. „Der ganze Vorfall tut mir sehr, sehr leid“, sagt der Angeklagte in seinem letzten Wort. „Ich bin beschämt über mein Verhalten.“ Am Ende wird der seit langem krankgeschriebene Erzieher schuldig gesprochen und verwarnt. Eine Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu fünf Euro behält das Gericht vor – eine sogenannte Geldstrafe auf Bewährung.

Wegen der Angststörungen und der starken Medikamente sei von einer verminderten Schuldfähigkeit auszugehen, sagt die Richterin. Zudem habe der Angeklagte „aufrichtige Reue gezeigt“. „Sie sind gewarnt durch dieses einmalige Ereignis“, so die Vorsitzende. „Bewahren Sie sich das im Kopf, damit so etwas nie wieder passiert.“

Immer wieder Wutaudbrüche am Airport

Laut einer Sprecherin des Helmut-Schmidt-Airports kommt es immer wieder vereinzelt zu Wutausbrüchen oder Angriffen durch Passagiere. Dabei sei jedoch kein Anstieg zu beobachten. „Vorfälle dieser Art bleiben leider im Dienstleistungsgewerbe nie aus. Und wir haben eine große Bandbreite an tätigen Unternehmen", so die Sprecherin. Es handele sich beim Flughafen jedoch um einen der sichersten Orte der Stadt.

( bem/crh )

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