Hamburg. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit erinnert an den Kampf um das Wahlrecht – und was es heute bedeutet.

Geheim und frei zwischen Parteien und Personen zu wählen und damit die Politik einer Stadt und eines Landes zu prägen – das ist für uns selbstverständlich. Am 26. Mai wählen wir die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und die Mitglieder der Hamburger Bezirksversammlungen. Vor eineinhalb Jahren haben wir die Mitglieder des Bundestags neu bestimmt, und im nächsten Februar entscheiden wir über die Zusammensetzung der Hamburgischen Bürgerschaft.

Wahlen sind für uns so normal geworden, dass viele Menschen gar nicht mehr daran teilnehmen. Ein schwerer Fehler! Das war vor 100 Jahren ganz anders: Damals, 1919, erlebte Deutschland enorme gesellschaftliche Umbrüche. Das kriegsmüde Volk hungerte, Unruhen und Aufstände erzwangen das Ende der Monarchie. Die Republik wurde ausgerufen, und die ersten allgemeinen, gleichen, freien und geheimen Wahlen zur Nationalversammlung in Weimar läuteten eine neue Zeit ein. Bis heute bilden sie das Fundament unserer Demokratie.