Hamburg. Die Gewerkschaft Verdi lässt am Hamburger Flughafen wieder die Muskeln spielen. Ein erneuter Warnstreik des Bodenpersonals trifft tausende Passagiere. Die Beschäftigten wollen bei einer Demo dem Mehrheitseigner des Flughafens, der Stadt, auf die Pelle rücken.

Der Warnstreikaufruf der Gewerkschaft Verdi am Hamburger Flughafen hat am Donnerstag zu Dutzenden Flugstreichungen geführt. Mehr als 50 Flüge seien gestrichen worden, jeweils zur Hälfte an- und abgehende Maschinen. Dadurch seien bereits tausende Passagiere betroffen, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Von 12.30 Uhr an, als die rund 1000 Beschäftigten der Gepäck- und Flugzeugabfertigung zur Arbeitsniederlegung aufgefordert waren, sollte es ursprünglich rund 250 Flüge mit 30 000 Passagieren geben. Der Flughafen ging davon aus, dass sich der Flugplan am Freitag im Laufe des Tages normalisiert und empfahl den Reisenden, sich vorab bei ihrer Airline über die Flugzeiten zu informieren.

Am Warnstreik beteiligten sich zunächst rund 150 Beschäftigte der Bondenverkehrsdienste. Sie hätten damit klar gemacht, dass sie vom städtischen Flughafen und seinen Tochterfirmen sowie der Hamburger Politik erwarteten, "endlich eine Einigung im Tarifkonflikt voran zu treiben", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Irene Hatzidimou. Die Stadt ist Mehrheitseignerin des Flughafens.

Der Warnstreik mitten in den Hamburger Ferien sei völlig verantwortungslos und sozial zutiefst ungerecht, sagte der Geschäftsführer der HAM Ground Handling, Christian Noack. "Verdi trifft damit vor allem die jetzt reisenden Familien." In der Tochterfirma des städtischen Flughafens sind die Bodenverkehrsdienste (BVD) gebündelt.

Betroffen von den Flugstreichungen waren Ziele wie Porto (Portugal), Palma de Mallorca (Spanien) und Las Palmas (Spanien). Auch manche Geschäftsreisende nach Düsseldorf, Köln oder Stuttgart hatten ein Nachsehen. Die Airlines könnten auch entscheiden, mit Passagieren, aber ohne zu verladenes Gepäck, abzuheben, erläuterte die Flughafen-Sprecherin.

Die BVD-Mitarbeiter hatten durch einen Ausstand bereits am 4. Februar den Flughafen für einen Tag lahmgelegt. Nach Verdi-Angaben demonstrierten rund 80 von ihnen am Nachmittag auf dem Hamburger Gänsemarkt direkt vor der Finanzbehörde. Sie machten dort lautstark deutlich, dass eine Einigung im Tarifkonflikt "vor allem vom politischen Willen der Stadt Hamburg abhängt".

Grund für den erneuten Ausstand bis Betriebsschluss sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen. Die Arbeitnehmervertreter wollen vor allem einen sofortigen Mindeststundenlohn von 12 Euro durchsetzen. In der von der HAM Ground Handling GmbH angestrebten Tarif-Laufzeit von 24 Monaten werde für die Anlerntätigkeit ein Einstiegsgehalt erreicht, das deutlich über 12 Euro liege, bekräftigte der HAM-Chef. "Wir sind bis an die Grenze dessen gegangen, was bei den Bodenverkehrsdiensten im derzeitigen Luftverkehrsmarkt wirtschaftlich leistbar ist."

Verdi hält dem HAM-Manager und der Stadt die Gewinne des Flughafens von knapp 47 Millionen Euro (2017) vor und verlangt, hiervon Abstriche zugunsten des Personals zu machen. Nach europäischen Richtlinien sei es verboten, die BVD durch Mittel der Muttergesellschaft zu subventionieren, hält der HAM-Chef dieser Forderung entgegen.

Die Arbeitnehmervertreter forderten zuletzt eine Tariferhöhung von acht bis zwölf Prozent, bei einer Laufzeit von 20 Monaten, sowie angemessenere Zeit- und Schichtzuschläge. Die Arbeitgeberseite hat nach eigenen Angaben eine Lohnerhöhung von 7,0 Prozent angeboten. In fünf Tarifrunden gab es keinen Durchbruch, die nächste ist für den 20. März angesetzt.