Hamburg. Weil es an vielen Schulen zu viele Migranten gibt, sinken die Chancen aller, meint Gast-Autor Joachim Wagner.

Überfordert die Zuwanderung Hamburger Schulen? „Hamburg arbeitet sich nach vorn“ – mit dieser hanseatisch unterkühlten Feststellung kommentierte die Hamburger Schulbehörde einen lang ersehnten Bildungserfolg. Nach dem IQB-Bildungstrend 2016 war der Stadtstaat das einzige Bundesland, in dem sich Leistungen der Schülerschaft in den letzten fünf Jahren verbessert hatten. Auf der Länderrangliste kletterte die Hansestadt vom 14. auf den 12. Platz. Vordere Plätze im Englischen und Fortschritte beim Deutschlesen und -verstehen sind einfach zu erklären: Kein anderes Bundesland gibt so viel Geld für Schulen aus wie Hamburg, nämlich 950 Euro je Einwohner und Jahr.

Ohne Wirkung sind diese Millionen dagegen in Orthografie und Mathematik geblieben. Hier verharrten die Hamburger Schulen mit denen der Stadtstaaten Berlin und Bremen auf den untersten Sprossen der Leistungsleiter – in erster Linie wegen der hohen Anteile von Schülerinnen und Schülern mit niedrigem Sozialstatus und Migrationshintergrund. An der Elbe hat die Lehrerschaft mit dem höchsten Migrantenanteil aller Bundesländer zu kämpfen. Im Schuljahr 2018/2019 sind es gut 50 Prozent. Das ist für Lehrkräfte eine schwere Hypothek. Trotz der Tatsache, dass Migranten in den letzten Jahren im Schnitt formell höhere Abschlüsse schaffen, betragen ihre Lernrückstände gegenüber herkunftsdeutschen Klassenkameraden, je nach Schulfach, weiterhin zwischen einem und zwei Jahren.