Hamburg. Es begann beim Sommermärchen 2006: Seit zwölf Jahren zieht sich Matthias N. immer wieder in der Öffentlichkeit aus.

Für viele war es schlicht das „Sommermärchen“. Damals, bei der Fußballweltmeisterschaft 2006, über die kein geringerer als „Kaiser“ Franz Beckenbauer schwärmte: „Alles hat gepasst.“ Das Sportidol würdigte damit nicht nur den Erfolg der deutschen Mannschaft mit dem erzielten dritten Platz, sondern unter anderem auch das überraschend und pünktlich zum Beginn der Weltmeisterschaft einsetzende Bilderbuchwetter. Und auch für Altenpfleger Matthias N. (Name geändert) hatte dieses Sommermärchen einen ganz besonderen Zauber. Es war jener Moment, den der Hamburger für sich als eine Art Befreiung erlebte – von Konventionen, vom Eingeengtsein und etwas, das er als Zwang empfang.

Damals hat Matthias N. erstmals blank gezogen, coram publico, auf einem Fanfest. „Überall wurde gefilmt“, erinnert sich der 50-Jährige. „Überall waren Kameras.“ Da hat er sich spontan entblößt, „damit die Fans schönere Aufnahmen haben“. Seit diesem Coming Out der besonderen Art hat der Mann sich noch öfter im öffentlichen Raum unten ohne gezeigt - und geriet entsprechend häufig mit der Justiz in Konflikt. Und nun könnte sein kaum beherrschbares Bedürfnis, sich frei zu machen, das Ende seiner Freiheit bedeuten. Denn Matthias N. muss sich wegen exhibitionistischer Handlungen vor dem Amtsgericht verantworten, wieder einmal.