Michael Eck, Inhaber der Wäscherei, hat eine spezielle Sicht auf das Verbraucherverhalten im Möbeleinzelhandel. Seine These: Der Kunde ist, anders als es Trendforscher behaupten, nicht berechenbar. Ein Händler sollte daher bei der Sortimentsgestaltung seinem eigenen Instinkt vertrauen – und immer ein möglichst großes Spektrum an Einrichtungsideen präsentieren.

Hamburger Abendblatt: Herr Eck, wir sind hier in der Accessoires-Abteilung. Seit unserem letzten Treffen vor sechs Wochen ist es hier irgendwie bunter geworden...

Michael Eck: Naja, es ist eigentlich immer sehr bunt hier, denn das haben unsere Accessoires so an sich. Jetzt ist es natürlich noch viel bunter und schriller als sonst, weil hier noch ein neuer Schwung an Weihnachtsdeko aus Fernost angelandet ist, einschließlich goldener Osterhasen.

Also schön schräg, wie immer...

Ja, das ist unser Markenzeichen. Vordergründig. Aber hinter allem steckt eine große Ernsthaftigkeit. Wir studieren die Entwicklungen in der Welt und kennen die Bedürfnisse unserer Kunden. Ich sage nur: Nichts ist, wie es scheint...

Goldene Osterhasen zu Weihnachten - wo gibt's denn sowas?
Goldene Osterhasen zu Weihnachten - wo gibt's denn sowas? © Die Wäscherei

Was genau meinen Sie denn damit?

Die Menschen sind nicht so kalkulierbar, wie es die Trend- und Meinungsforscher gerne hätten. Es gibt sicher einige Megatrends, auf die wir in der Vergangenheit einigermaßen verlässlich bauen konnten – etwa der Drang zur Natur, zum Purismus oder „Hygge“, der dänischen Variante von Gemütlichkeit. Aber das sind nur Hilfskonstruktionen der Branchenexperten. Sie wollen den Herstellern und Händlern helfen, sich zu verorten im Hinblick auf Zielgruppen, die man erreichen will, und auf das entsprechende Marketing, das daraus folgt. Aber das ist alles Nonsens.

Das klingt ziemlich verwegen…

Ich bin verwegen, wie Sie wissen. Diese Trends oder Megatrends sind sicher noch da, aber sie lösen sich auf. Alles ist im Fluss, Menschen sind offener für Veränderungen als früher und entwickeln aus dem Stand heraus neue, ihnen bisher unbekannte Vorlieben, denen sie nachgehen. Dies ist die zentrale Erkenntnis des heutigen Treffens: Es gibt im Grunde keine festen Zielgruppen und Wohnvorlieben mehr, dafür nur sich ständig wandelnde Bedürfnisse, die bedient werden wollen, und zwar pronto.

Weihnachten im Dschungel
Weihnachten im Dschungel © Die Wäscherei

Wie kann man denn seinen bisherigen Vorlieben so schnell untreu werden?

Wie gesagt: Menschen sind heute verführbarer als früher und schneller bereit, sich auf neue Dinge einzulassen oder ihr Umfeld zu verändern. Sie sehen einen Film oder steigen in einem Hotel ab, dessen Setting Sie extrem inspiriert und dazu bringt, sich völlig neu einzurichten. Oder die Hormone spielen verrückt, alles muss plötzlich neu und anders werden. Solche Phasen gibt es. Auch auf Reisen werden wir, wenn auch unbewusst, neu justiert, sehen die Welt schlagartig mit anderen Augen. Zurück zu Hause in unserem gewohnten Alltag, wollen wir plötzlich andere, exotische Dinge und Farben um uns sehen. Diese Vielfalt an Inspiration und Möglichkeiten sollen diese Menschen bei uns finden. Anders gesagt: Wir lassen sie mit ihren Sehnsüchten nicht allein.

Das ist ein hoher Anspruch. Wie schaffen Sie es, die Erwartungen Ihrer Kunden zu erfüllen?

Wir sind breit aufgestellt, wie Sie sehen. 10.000 Quadratmeter an Ausstellungsfläche muss man erst einmal füllen – das ist eine Herkulesaufgabe, der wir uns immer wieder gern stellen. Ich bin daher eigentlich ständig auf Reisen, war gerade auf einer Rundreise durch Estland, Lettland und Litauen, wo wir uns Polstermöbel angesehen haben. Das war sehr inspirierend. Danach waren wir mit einem kleinen Team in London unterwegs. Dort waren wir wie erschlagen von der Weihnachtsdeko in den Geschäften. Dagegen sind wir hier geradezu spartanisch...

Lampen von Foscarini aus der Kollektion „Be/Colour!“
Lampen von Foscarini aus der Kollektion „Be/Colour!“ © Die Wäscherei

Welche Möbel und Accessoires werden bei Ihnen aktuelle besonders promotet –und warum?

Wir lieben Farbe – und gottlob sind mittlerweile viele unserer Kunden diesbezüglich auch wieder etwas mutiger. Im Bereich der Lampen ist die Marke Foscarini ein echtes Highlight. Die neue Kollektion trägt den Namen „Be/Colour!“, was ein Statement ist, das eigentlicher keiner weiteren Kommentierung bedarf. Immer, wenn ich an den fröhlichen Tischlampen, vorbeigehe, bekomme ich gute Laune – und meine Kunden auch. Die sehen doch aus wie Kinderköpfe oder? (nimmt eine der Tischlampen in die Hand).

Das gilt auch für die klassische Stehlampe Twiggy aus Glasfaser. Hier hat die Firma mit einem Hersteller für Anglerbedarf kooperiert. Es gibt also endlich wieder Innovationen im Materialbereich, die sich belebend auf die Wohnatmosphäre auswirken. Auch im Bad wird es fröhlicher. Wir haben eine neue Kollektion an Badaccessoires mit Seifenspendern und Zahnputzbechern in verschiedenen Farben hereinbekommen, die vor allem wegen ihrer sehr schmeichelnden, abgerundeten Form sehr gut ankommt.

Polstermöbel sind ja so etwas wie die Kernkompetenz der Wäscherei. Was gibt es hier Neues?

Mit unseren Neuheiten CREDO und den Milano Bedding Schlafsofas decken wir unterschiedliche Ansprüche ab. CREDO ist das jüngste Produkt aus unserer Eigenmarkenlinie, das zwar sehr puristisch in der äußeren Form ist, aber mit seinen akzentuierten Quernähten einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Dass Verarbeitung und Sitzkomfort hervorragend sind und der Preis demgegenüber sensationell günstig ist, versteht sich bei einer Eigenmarke von selbst, da hier die Marge des Zwischenhandels entfällt.

Schlafsofa von Milano Bedding
Schlafsofa von Milano Bedding © Die Wäscherei

Was muss ein Hersteller wie Milano Bedding mitbringen, um es trotz seiner gehobenen Preisklasse in die Wäscherei zu schaffen?

Er muss uns überzeugen – vor allem durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Dieses Schlafsofa von Milano Bedding beispielsweise (er setzt sich auf das cremefarbene Ausstellungsstück – Preis: 8.990 Euro – und streicht über den Stoff) ist extrem gut verarbeitet – es bietet sowohl als Sofa wie auch als Bett den größtmöglichen Komfort und hat seinen Preis, den aber anspruchsvolle Kunden sofort zu zahlen bereit sind.

Anderes Thema: Die Kojen sind ja Ihre Schaufenster, in denen Sie neue Entwicklungen immer besonders kreativ in Szene setzen. Wie sehen die momentan aus?

Sehen Sie selbst (schreitet voran zu den Kojen). Wir haben die Themen Farbe und barocke Opulenz aufgegriffen. Alles schön verschnörkelt, verkitscht und bunt hier – von den Bildern bis zu den quietschbunten Vasen von Versmissen, dazu sehen Sie Säulenmotive und viele Verzierungen. Es ist eine reine Freude (lacht). Unsere Kunden lieben diese Übertreibung, weil sie witzig ist. Trash ist Kult, wenn er intelligent vorgeführt wird und mit Augenzwinkern daherkommt. Ich wette, dass sich auch viele erklärte Puristen von so einem Ambiente verführen lassen.

Die Tapetenabteilung in der Wäscherei ist gefragt.
Die Tapetenabteilung in der Wäscherei ist gefragt. © Die Wäscherei

Sie bauen Ihre Tapetenabteilung aus, die ja offenbar sehr stark frequentiert wird. Welche Kriterien müssen hier Ihre Lieferanten erfüllen?

Ganz einfach: Sie müssen so originell und weltumspannend denken wie wir. Nicht umsonst haben wir viele Designertapeten im Angebot – etwa von Jean-Paul Gaultier, dessen neueste, mehrfarbige Kreation wir gerade ausstellen. Daneben finden Sie beispielsweise Metalltapeten mit orientalischen Motiven aus der Türkei. Wir sind ein offenes Haus für alles, was die Welt an kreativen Ideen hervorbringt. Die richtige Auswahl zu treffen, ist dabei die größte Herausforderung. Hier verlassen wir uns auf unsere Erfahrung und unseren Instinkt.

Letzte Frage: Haben sie manchmal Angst, einen neuen Trend zu verpassen?

Nein, denn ich bin ja eigentlich immer unterwegs und weiß, was wo auf der Welt los ist. Ich hatte in den vergangenen Saisons eher Angst, dass es zu wenig Neues gibt, das wir unseren Kunden zeigen können. Aber jetzt kommt ja gottlob wieder mehr Farbe ins Spiel. Das ist meist ein Vorbote für mehr Mut und Zuversicht bei den Herstellern. Anders gesagt: Sie werden sich hoffentlich auch endlich wieder an neue Formen heranwagen.

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