In Hamburg-Dulsberg entsteht bis 2021 der „Hafen für Familien“ – ein SOS-Kinderdorf mitten in Hamburg mit Familienzentrum. Im Interview spricht Kinderdorf-Leiter Torsten Rebbe über das Neubauprojekt und die soziale Arbeit in Dulsberg.

Herr Rebbe, was waren die Gründe für das Neubauprojekt „Hafen für Familien“?

Die Idee, ein städtisches SOS-Kinderdorf in Hamburg zu errichten, ist schon etwas älter. Die Menschen zieht es immer mehr in die Stadt und wir sind da, wo die Familien sind, die Unterstützung benötigen. Jetzt hat sich dafür die Möglichkeit ergeben: Da sich die Kirchengemeinde in Dulsberg neu aufgestellt hat, wurden in diesem Zuge auf deren Gelände Flächen frei, auf denen wir den Neubau realisieren können.

Welche Möglichkeiten bieten die neuen Räumlichkeiten dem SOS-Kinderdorf Hamburg?

In erster Linie können drei Kinderdorffamilien mit insgesamt 18 Kindern und Jugendlichen in das neue SOS-Kinderdorf einziehen. Wir schaffen mit dem "Hafen für Familien“ außerdem eine Begegnungsstätte für Familien aus dem ganzen Stadtteil. Auch können wir mehr Angebote anbieten, das war in den alten Räumlichkeiten nicht mehr möglich.

Neubauprojekt „Hafen für Familien“
Neubauprojekt „Hafen für Familien“ © Carsten Roth Architekt

Was gibt es im Zuge der Fertigstellung 2021 Neues im Familienzentrum Dulsberg?

Es wird vielmehr eine Evolution des Bestehenden. Wir verlegen unser Angebot in gute, funktionierende Räumlichkeiten und können es wieder ausbauen. Auch das Familiencafé kann erweitert werden. Ein entscheidender Vorteil des Neubaus ist, dass er sich in unserem Eigentum befindet. Dadurch bekommen wir ganz andere Möglichkeiten der Entfaltung.

Wesentlicher Bestandteil des Neubauprojekts ist die Unterbringung von drei SOS-Kinderdorffamilien. Was macht diese Form der Betreuung so besonders für Kinder und Jugendliche?

Unsere SOS-Kinderdorffamilien sind so familienähnlich wie möglich. Dazu gehören unter anderem feste Rituale wie Aufstehen, Wochenendplanung, gemeinsames Abendessen und eine klare Kommunikation. Eine beständige Bezugsperson in den Familien gibt den Kindern Liebe und Geborgenheit. Viele Kinder sagen irgendwann sogar Mama. Auch die Kinder untereinander bauen geschwisterliche Verhältnisse auf. Diese Form der Unterbringung ist einzigartig und zeichnet uns auch aus.

Dulsberg gehört zu den sozial schwächsten Stadtteilen Hamburgs. Warum ist Ihre Arbeit hier so erforderlich?

Wir versuchen tagtäglich unseren Teil dazu beizutragen, die Gesellschaft hier ein Stück zusammenzuhalten. Ohne uns würde es sicherlich nicht so gut funktionieren, wie es funktioniert. Wir schaffen es, dass es vielen, die mit uns in Berührung kommen, besser geht. Da hilft häufig schon winterfeste Kleidung für die Kinder oder Ähnliches. Unsere Arbeit hier ermöglicht es vielen Kindern, weiterhin in ihren Familien aufwachsen zu können.

Welche positiven Auswirkungen Ihrer Arbeit können Sie beobachten?

Wir sehen die Kinder hier aufwachsen. Aus Kindern werden junge Erwachsene, die ihre Noten in der Schule verbessern und ihren Abschluss schaffen. Konflikte können nachhaltig gelöst werden. Es sind viele Kleinigkeiten mit großer Wirkung im Alltag der Familien.

Auch das SOS-Kinderdorf Hamburg ist auf die Unterstützung der Öffentlichkeit durch Spenden angewiesen. Was würden Sie einem Hamburger Mitbürger antworten, wenn er fragt, warum er etwas spenden solle?

Er investiert in Familien, in die Zukunft von Kindern und Jugendlichen. Es gibt keine bessere Investition.

Wer die wichtige Arbeit mit Familien und Jugendlichen unterstützen möchte, kann dies unter sos-kinderdorf.de/familienhafen oder dem folgendem Spendenkonto tun: Hamburger Sparkasse, BIC HASPDEHHXXX, IBAN DE87 2005 0550 1233 1207 63.