Hamburg

Schwänzer mit Engagement

Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Als Radfahrer weiß man immer ganz genau, wann in Hamburg die Ferien angefangen haben. Nämlich dann, wenn man an der U-Bahn-Station fast freie Auswahl bei den Parkbügeln hat. Üblicherweise hängen bis zu drei Räder ineinander verkeilt an einer Metallstange, weil es in der Vorstadt einfach sehr beliebt ist, die ersten paar Kilometer zur Bahn zu radeln, anstatt den Bus zu nehmen. Auch das Auto wird man deutlich problemloser in Parklücken los als sonst.

Aber vor den Ferien gab es ja erst einmal Zeugnisse. Für Eltern ist das aufregender als für ihre Kinder, die wissen ja meistens schon vorher recht genau, wo sie mit ihren Noten stehen. Man nimmt also das Giftblatt in die Hand, überfliegt die Noten und bleibt dann an einem schriftlichen Zusatz hängen: „Der Schüler hat mit großem Engagement und Interesse am Schultheaterfestival „Theater macht Schule (TMS) auf Kamp­nagel teilgenommen.“

Toll, sagt man zu seinem jugendlichen Kind, während sich das Mutterherz erwärmt ob dieser lobenden Lehrerworte, zumal man die Theateraufführung mit dem eigenen Sohn auf der Bühne mit großer Begeisterung und Stolz verfolgt hat. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: „Das haben alle in ihrem Zeugnis stehen. Sogar der Schüler, der alle Stunden geschwänzt hat“, sagt das Kind.

So viel zur Aussagekraft von Beurteilungen.

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