Hamburg. Anbieter von Strom aus Windparks auf See stoßen immer häufiger auf eine neue Gruppe von Kunden: Technologiefirmen wie Google, Microsoft, Facebook und Apple. Einer aktuellen Windenergie-Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge wollen die Betreiber von stromhungrigen Datenzentren nicht nur von den sinkenden Kosten für Energie aus erneuerbaren Quellen profitieren, sondern durch Nutzung des „sauberen“ Stroms auch zum Klimaschutz beitragen.
Für den Standort Hamburg, an dem drei der fünf nach Angaben von PwC marktführenden Offshore-Windparkentwickler mit Spartenchefs vertreten sind (Ørsted, Macquarie Capital und Northland Power), hält die Studie gute Nachrichten bereit: „Der starke Wachstumstrend für Offshore-Windkraft in Europa hält an“, sagt Heiko Stohlmeyer, Leiter Erneuerbare Energien bei PwC Deutschland. „Windkraftanlagen auf See etablieren sich zunehmend als kosteneffiziente Energieerzeuger und werden künftig bei der Energiewende eine tragende Rolle spielen.“
Wettbewerb hat sich verstärkt
Allerdings habe sich der Wettbewerb um Windparkprojekte im Meer zuletzt verstärkt – eine Tatsache, die seit Anfang 2017 allein in Hamburg eine dreistellige Zahl von Arbeitsplätzen bei Anlagenherstellern gekostet hat. Einer der Hintergründe ist die Reduktion der Förderung in etlichen europäischen Staaten und die Umstellung auf ein Ausschreibungsmodell bei der Projektvergabe: Diejenigen Betreiber, die die niedrigsten Einspeisevergütungen vom Staat verlangen, haben die besten Chancen, bei den Ausschreibungen für neue Windpark-Projekte zum Zuge zu kommen.
Nachdem in den sechs wichtigsten europäischen Offshore-Windenergie-Märkten im Jahr 2017 die installierte Kapazität laut der PwC-Studie um 2,8 auf knapp 15 Gigawatt (GW) in 70 Windparks zunahm, erwarten die Experten einen kräftigen Anstieg auf fast 74 GW im Jahr 2030, was nahezu einer Verfünffachung entspricht. Allein in Deutschland werde sich die installierte Anlagenleistung von derzeit 5,4 GW auf 15 GW erhöhen.
Verbesserungen bei der Kosteneffizienz
Zu dem Kapazitätswachstum werden nach Einschätzung der Fachleute die immer größeren Turbinen erheblich beitragen. Bereits im zurückliegenden Jahrzehnt habe sich die durchschnittliche Kapazität einer einzelnen Anlage auf knapp sechs Megawatt (MW) verdoppelt. Kürzlich habe der US-Hersteller GE aber bereits eine Turbine mit einer Leistung von zwölf MW angekündigt. Die 260 Meter hohe Anlage werde voraussichtlich 2021 auf See installiert.
Größere Turbinen dürften der Studie zufolge weitere Verbesserungen bei der Kosteneffizienz bringen. Tatsächlich haben im Jahr 2017 potenzielle Betreiber in mehreren Ausschreibungen um neue Projekte bereits Gebote abgegeben, die auf staatliche Subventionen komplett verzichten. Neue Windparks werden nach Auffassung der Experten künftig auch in immer größeren Wassertiefen von mehr als 50 Metern (derzeit im Schnitt 27,5 Meter) gebaut. Schon heute liegen die Parks durchschnittlich 41 Kilometer von den Küsten entfernt.
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