Hamburg

Europas Marktführer für Internet-Werbevideos

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Hanna-Lotte Mikuteit
Videobeat-Chef Christoph Gaschler in
der Firmenzentrale

Videobeat-Chef Christoph Gaschler in der Firmenzentrale

Foto: Michael Rauhe / HA

Das Unternehmen Videobeat aus Hamburg macht schon 35 Millionen Euro Umsatz. Zu den Kunden gehören Otto und Mercedes.

Hamburg.  Das Büro liegt in gediegener Innenstadtlage. In dem Kontorhaus verteilen sich die Mitarbeiter in drei Stockwerken über dem Café Paris, Rathausblick inklusive. Start-up-Atmosphäre, das war einmal. Finanzen, Personal, Geschäftsführung steht auf den Türschildern. Der Flur ist auch Ausstellungsraum. „Das sind Kampagnen von uns“, sagt Christoph Gaschler und zeigt auf großformatige Fotos hinter Glas mit bekannten Firmennamen wie dem Küchengeräte-Hersteller Miele und Autobauer Mercedes-Benz – es sind Auszüge aus Kundenvideos und die Visitenkarte im Geschäft von Videobeat Networks.

Vor fünf Jahren hatte Gaschler, studierter Wirtschaftsmathematiker, in einem Hinterhof in Winterhude die Agentur für Videomarketing mit dem Medienexperten Andreas Groke und dem Riecher für den wachsenden Markt mit bewegten Bildern im Internet gegründet. „Wir haben früh erkannt, dass sich die Art und Weise verändert, wie Videos konsumiert werden und welche Folgen das für die Werbetreibenden hat“, sagt der 34-Jährige.

65 Mitarbeiter

Je nachdem, ob eine Kampagne im Fernsehen laufen soll, in sozialen Medien wie YouTube, Facebook oder Instagram oder im Rahmen des Unternehmensauftritts im Internet, müsse sie angepasst werden. „Wir konzipieren Inhalte, die exakt die Sehgewohnheiten und Sprache der Nutzer adressieren und lernen aus unseren Analysen der parallel stattfindenden Mediakampagnen, welche Themen für die Zielgruppe besonders attraktiv sind“, erklärt der Videobeat-Geschäftsführer.

Das klingt ziemlich kompliziert und hat viel mit Daten und Technik zu tun. Aber es ist extrem erfolgreich. Videobeat ist inzwischen einer der größten Videomarketing-Experten in Europa, mit 65 Mitarbeitern und Büros in New York, Paris, London und Berlin. Die Auftraggeber kommen aus der ganzen Welt. „Wir haben den Umsatz jedes Jahr fast verdreifacht“, sagt Gaschler. 2017 waren es 35 Millionen Euro. Tendenz steigend. „Wir stehen erst am Anfang von dem, was wir machen“, sagt er selbstbewusst. Auch wenn die Fernsehwerbung nach wie vor den Großteil der Marketingbudgets ausmacht, werde die Bedeutung von Onlinevideos als Medium weiter wachsen. „Und die Unternehmen suchen nach Experten in dem Bereich.“

Jeden Monat mehr als 50 Videos

Im Studio in Altona produziert Videobeat jeden Monat mehr als 50 Videos. Dabei kamen allein im vergangenen Jahr mehr als 48 Millionen Minuten Sehdauer zusammen. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus allen Branchen. Für Otto machen sie mitunter gleich zwei YouTube-Kanäle, die den Händler mit wöchentlichen Themen zu Mode und Möbeln für die jüngere Zielgruppe aktuell inszeniert.

„Dabei verbinden wir das kreative Potenzial von Videos mit den technischen Möglichkeiten aus der Online-welt“, sagt der Gründer. Anders als bei herkömmlichen TV-Spots kann die Wirkung von Onlinewerbung direkt auf ihre Effektivität geprüft werden: Zahl der Zugriffe, Verweildauer, Interaktion – alles ist messbar.

Schritt in „eine neue Ära“

„Wir können auch verschiedene Versionen testen und gleich optimieren“, sagt Gaschler. Ist eine Frau besser als Protagonistin als ein Mann, wie oft soll der Spot laufen, ohne als Störung empfunden zu werden, welche Altersgruppe soll angesprochen werden? Mit den Daten, die Nutzer durch ihr Surfverhalten im Internet hinterlassen, wird die Werbung passgerecht justiert.

Dass das gerade in Deutschland von vielen kritisch gesehen wird, weiß er und hält dagegen: „Es hat auch einen Nutzen für den Verbraucher.“ Die Gefahr eines „gläsernen Nutzers“ sieht er wegen der Datenschutzrichtlinien nicht. Vielmehr werde Werbung „demokratischer“. „Was man nicht sehen will, kann man einfach wegklicken.“

Inzwischen ist die Agentur noch einen Schritt weiter. Mit der neuen Analyse-Software Videobeat Analytics lässt sich nach eigenen Angaben auch der Effekt von TV-Werbung in Echtzeit messen. Ein Team von zehn Mathematikern und IT-Experten hat die hochkomplexe Lösung entwickelt. Für Gaschler der folgerichtige Schritt in „eine neue Ära“.

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