Eimsbüttel

Nazi-Küken im Fitnessstudio

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Daniel Herder

Kaifu-Lodge fühlt sich von Künstler überrumpelt – und hängt einige Bilder wieder ab

Eimsbüttel.  Ein Küken in Nazi-Uniform neben einem islamistischen Selbstmordattentäter-Küken mit dem Finger am Bombenzünder, Küken in Gestalt eines Ku-Klux-Klan-Anhängers sowie zwei Küken, auf deren Körpern der Schriftzug „ACAB“ prangt – was gemeinhin für den polizistenfeindlichen Slogan „All Cops are Bastards“ steht.

An anderer Stelle, etwa im Gängeviertel, wäre eine derartige Kunstaktion nicht groß aufgefallen. Überraschend ist allerdings, dass die provokante Kükenkunst des Graffiti-Künstlers WON ABC neuerdings den Eingang des Fitnessstudios Kaifu-Lodge in Eimsbüttel prägt.

Der Kaifu-Lodge (mehr als 9000 Mitglieder) ist die Kunst nun aber doch zu progressiv. „Der Galerist ist an uns herangetreten und hat gefragt, ob er die Bilder aufhängen dürfe, ehrlich gesagt wussten wir gar nicht so genau, um welche Art von Kunst es sich handelt“, sagte Kevin Nafar von der Kaifu-Lodge dem Abendblatt. „So kurz vor Ostern passte eine Ausstellung mit Küken aber ganz gut ins Konzept.“ Einige polarisierende Bilder habe die Kaifu-Lodge nun wieder abgehängt, schließlich wolle man nicht die Gefühle der Mitglieder verletzen. Im Übrigen beteilige sich die Kaifu-Lodge gerade an einer internationalen Woche gegen Rassismus – Bilder von Ku-Klux-Klan- oder Nazi-Küken machten sich da eher schlecht, so Nafar.

Der Münchner Graffiti-Künstler WON ABC ist für seinen Galeristen und Chef der seit drei Wochen geschlossenen OZM Art Space Gallery im Schanzenviertel, Alex Heimkind, der „Hieronymus Bosch der Neuzeit“. Natürlich solle die Küken-Kunst provozieren. Es gehe WON ABC um Kritik an der Massentierhaltung allgemein und ganz speziell am industriellen Schreddern männlicher Küken. Für den Künstler bedeute „ACAB“ in diesem Zusammenhang angeblich „All Chicken are beau­tiful“. Es gebe eben nicht nur „gute“ weibliche Küken, die ein Existenzrecht haben. Ausgestellt waren die auf Wellpappe gesprühten „Schredderküken“ unter anderem schon im Buchheim Museum der Phantasie am Starnberger See. Jedes Exponat kostet 900 Euro.

( dah )

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