Hamburg. Die Umsetzung des neuen Prostituiertenschutzgesetzes kommt in Hamburg einem NDR-Bericht zufolge nur schleppend in Gang. Ein halbes Jahr nach Inkrafttreten haben sich erst knapp 600 Prostituierte wie vorgeschrieben bei der Sozialbehörde gemeldet – von geschätzten bis zu 6000, wie der NDR am Sonnabend unter Berufung auf die Sozialbehörde berichtete.
Seit dem 1. Juli 2017 gilt das neue Prostituiertenschutzgesetz. Danach müssen Prostituierte ihre Tätigkeit anmelden und sich gesundheitlich beraten lassen. Das umstrittene Gesetz soll Sexarbeiterinnen stärker vor Ausbeutung und Zwang schützen.
Straßenstrich oder Domina – Anmeldepflicht gilt für alle
Die Anmeldepflicht gilt für alle Prostituierten, ob sie nun auf dem Straßenstrich oder als Domina arbeiten. Doch die Umsetzung kommt nur schleppend in Gang, und das nicht nur in Hamburg. Denn bundeseinheitliche Regelungen zum Beispiel dazu, wie der sogenannte Hurenpass aussehen soll, wurden erst kurz vor Inkrafttreten des Gesetzes getroffen.
Erst seit Ende Oktober können sich Huren in Hamburg anmelden, derzeit noch zu eingeschränkten Zeiten, weil beispielsweise Stellen in der Behörde noch nicht besetzt sind. Deshalb will die Stadt vorläufig auch noch keine Bußgelder verhängen.
Neue Regeln für Bordelle
130 Ausweise hat die Sozialbehörde nach eigenen Angaben bisher ausgegeben und 450 Gespräche vereinbart. Dabei sind der Polizei in Hamburg 2200 Prostituierte bekannt. Die Dunkelziffer ist laut Sozialbehörde aber mindestens doppelt so hoch und liegt Schätzungen zufolge bei 4000 bis 6000 Prostituierten.
Neue Regelungen gibt es auch für Prostitutionsbetriebe. Freier müssen künftig Kondome tragen. Und Betreiber von Bordellen, Modellwohnungen sowie Saunaclubs sind verpflichtet, ihren Betrieb anzumelden. Doch das Prostituiertenschutzgesetz ist umstritten, viele Frauen fühlen sich „zwangsgeoutet“. Beratungsstellen befürchteten, dass Prostituierte nicht geschützt, sondern sogar leichter in die Illegalität gedrängt würden. Gegen die Registrierungspflicht hatte es deshalb viele Proteste gegeben.
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