Hamburg. Das Interesse an einer Berufsausbildung ist in Hamburg ungebrochen – trotz der hohen Abiturientenquote: Obwohl mehr als die Hälfte der Jugendlichen in der Hansestadt nach ihrem Schulabschluss studieren dürfen, entscheiden sich viele zunächst für einen anderen Weg. Das geht aus dem Ländermonitor berufliche Bildung 2017 hervor, den die Bertelsmann-Stiftung am Montag veröffentlicht hat.
Demnach begannen 18.250 Jugendliche im Jahr 2015 eine duale Ausbildung, also im Betrieb und an einer Berufsschule, oder eine Ausbildung im Schulberufssystem, insbesondere im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Das ist eine Steigerung von 1,5 Prozent gegenüber 2013. Ähnlich stabil seien die Zahlen an künftigen Fachkräften in keinem anderen Bundesland. Gut ein Drittel dieser Azubis hat Abitur.
Besonders die duale Ausbildung ist beliebt: 60 Prozent aller Jugendlichen, die sich in Hamburg für eine Berufsausbildung entscheiden, arbeiten in einem Betrieb. Das sei der Spitzenwert im Vergleich der Bundesländer, heißt es. Dem jüngsten Ausbildungsreport des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung (HIBB) zufolge hat sich die Zahl der Auszubildenden in Hamburg im Jahr 2016 sogar auf rund 18.500 erhöht. Die Berechnung entspreche weitestgehend dem Verfahren, das für die von Bertelsmann unterstützte Studie angewendet wurde, hieß es vom HIBB.
Um gut zwei Prozent auf 24,6 Prozent zurückgegangen ist in Hamburg von 2013 bis 2015 die Zahl der Schulabgänger mit Realschulabschluss – jener Gruppe, die früher die meisten betrieblichen Ausbildungsplätze besetzte. Ob das zu einem Problem werden könnte, hängt von der weiteren Entwicklung ab: „Bislang schafft es Hamburg zwar sehr gut, Abiturienten in die Berufsausbildung zu bringen. Wenn aber künftig mehr Abiturienten studieren wollen, wird es für Betriebe schwerer werden, Interessenten zu finden“, sagte Lars Thies von der Bertelsmann-Stiftung.
Auch die demografische Entwicklung weise auf künftige Engpässe hin: So sei die Gruppe der jetzt fünf- bis 14-Jährigen rund 20 Prozent kleiner als die der 15- bis 24-Jährigen, die jetzt in einem ausbildungsrelevanten Alter sind.
Bisher allerdings deckt das Angebot in Hamburg noch nicht die Nachfrage: Auf 100 Bewerber kamen 2016 den Angaben zufolge 90 Ausbildungsstellen. In Bayern kamen 2016 auf 100 Bewerber 104 Ausbildungsstellen.
Gut gelingt in Hamburg der Studie zufolge die Integration von Hauptschülern in den Ausbildungsmarkt: Mehr als jeder Zweite, der keinen Abschluss oder einen Hauptschulabschluss in der Tasche hat, beginne direkt eine duale Ausbildung oder eine Ausbildung im Schulberufssystem. Im Jahr 2007 sei das nur 40 Prozent gelungen.
Eine große Herausforderung ist dagegen die Einbindung ausländischer Jugendlicher: Weil sie nicht direkt einen Ausbildungsplatz finden, nehmen 48 Prozent berufsvorbereitende Angebote in Anspruch, heißt es in der Studie. Bei ihren deutschen Altersgenossen sind es lediglich 14 Prozent.
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