Hamburg. Die drei Gewinner des Asklepios-Lebensretterpreises des Jahres 2016 stehen fest: Es sind Susanne Kopetz (55) aus Trittau, Hannah Diedrich (14) aus Winsen/Luhe und Gaby Bull (59) aus Tornesch. Die Preisträger stehen beispielhaft für beherzte Ersthelfer, die im richtigen Moment am richtigen Ort waren und mit einer Herzdruckmassage oder dem Einsatz eines Defibrillators ein Menschenleben gerettet haben. Am Donnerstagabend wurden sie in einem Festakt mit 100 Gästen in den Räumen des Abendblatts am Großen Burstah prämiert.
Alle drei dürfen sich einen Herzenswunsch im Wert von 1000 Euro erfüllen. Die Medaillen überreichten Dr. Thomas Wolfram, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Asklepios Kliniken, Berndt Röttger, Stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, und Elke Huster-Nowack von der Hamburger Gesundheitsbehörde. Durch den Abend führte die TV-Moderatorin und Medizinerin Susanne Holst.
Abendblatt-Leser schlugen Kandidaten vor
Auf die Wahl der Lebensretter hatten die Abendblatt-Leser entscheidenden Einfluss. Das Abendblatt und Asklepios hatten sie aufgefordert, Menschen aus dem Großraum Hamburg als Lebensretter 2017 vorzuschlagen, die in den vergangenen zwölf Monaten jemanden durch Herzdruckmassage oder den Einsatz eines Defibrillators ins Leben zurückgeholt haben. Aus den Vorschlägen wurden fünf Kandidaten ausgewählt und im Abendblatt vorgestellt. Neben den drei Gewinnern gehörten dazu auch der Hamburger Timo Engel-Zühr und Ingo Diederich aus Brunstorf. Nach der Vorstellung stimmten Abendblatt-Leser telefonisch ab. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen sind die Gewinner des Lebensretterpreises.
Der Beitrag, den das Abendblatt leisten könne, um mehr Menschen zum Eingreifen im Notfall zu ermutigen, sei es, die Geschichten der Lebensretter zu veröffentlichen, die zeigten, dass ein solcher Notfall überall zu jeder Zeit passieren könne, sagte Berndt Röttger.
Krankenschwester rettete Leben
„Wenn man täglich mit Krankheit zu tun hat, weiß man, dass im Notfall oft beherztes Eingreifen entscheidend ist. Und wir haben überlegt, was wir als Unternehmen tun können, um mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erreichen“, sagte Asklepios-Chef Wolfram. Mit dem Preis wolle sein Unternehmen die Menschen ermutigen, an Schulungen teilzunehmen und dazu, selbst im Notfall einzugreifen, sagte Wolfram, der den Preis an Susanne Kopetz überreichte.
Sie erhielt die meisten Stimmen. 34 Prozent der Leser entschieden sich für die Krankenschwester, die 2016 sehr schnell auf einen Anruf einer Sportkollegin reagierte und so deren Mann das Leben rettete. „Ihr Mann war zu Hause umgefallen, sie hatte bereits den Rettungsdienst verständigt und bat mich um Hilfe“, sagte Kopetz. Sie machte sich sofort mit ihrem Sohn (24) auf den Weg zu dem 300 Meter entfernten Haus.
Der Mann lag auf dem Boden und zeigte keine Lebenszeichen. Sofort begann Susanne Kopetz mit der Herzmassage. Vier Minuten dauerte es, bis der Rettungswagen eintraf. Dank der schnellen Hilfe hat der Mann, der einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte, überlebt. Mit dem Preisgeld möchte Susanne Kopetz eine Tauchreise machen. Denn sie ist leidenschaftliche Taucherin.
Wiederbelebung durch Zwölfjährige
23 Prozent der Leser votierten für Hannah Diedrich, die mit Abstand jüngste unter den ausgezeichneten Lebensrettern. Sie war erst zwölf Jahre alt, als sie im vergangenen Jahr den damaligen Lebensgefährten ihrer Mutter wiederbelebte. „Er ist vom Sofa gefallen und hat nach Luft geschnappt. Ich habe ihn erst mal ins Gesicht geschlagen, in der Hoffnung, dass er wieder zu sich kommt, und dann habe ich den Rettungsdienst gerufen“, erzählt Hannah.
Dann stellte Hannah fest, dass er nicht mehr atmete, und begann sofort mit der Herzdruckmassage, wie sie es beim Jugendrotkreuz gelernt hatte. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes hatte Hannah die ganze Zeit einen Mann von der Feuerwehr am Telefon, der beruhigend auf sie einredete. „Ich wusste, was ich machen musste, war aber ziemlich aufgeregt“, erzählt Hannah. Dem Ex-Freund ihrer Mutter geht es heute wieder gut. Die Schülerin, die in Winsen/Luhe in die achte Klasse eines Gymnasiums geht, möchte mit dem Preisgeld mit ihrer Mutter eine Ferienreise nach Mallorca machen.
Nominierte erhalten Lebensretter-Medaille
19 Prozent der Abendblatt-Leser stimmten für die Arzthelferin Gaby Bull, die im Juni dieses Jahres auf einem Tennisplatz zur Lebensretterin wurde. Als sie ihren Mann zu einem Tennisspiel begleitete, brach auf dem Platz einer der Spieler zusammen. „Ich bin sofort zu ihm gelaufen. Er hat auf Ansprache nicht reagiert und hatte keinen Puls mehr. Ich habe mit der Herzdruckmassage begonnen und damit so lange weitergemacht, bis der Rettungswagen kam“, erzählt Gaby Bull. Der Tennisspieler, der einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte, hat sich davon wieder erholt und sich bei seiner Lebensretterin bedankt. Für sie selbst sei die Wiederbelebung eine ganz neue Erfahrung gewesen, erzählt Gaby Bull. Das Preisgeld möchte sie gern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger spenden.
Auch Timo Engel-Zühr und Ingo Diederich gingen nicht leer aus. Ihnen wurde, wie den drei Gewinnerinnen, die Asklepios-Lebensrettermedaille verliehen. Für Diederich, der zurzeit mit seiner Frau auf einer Studienreise ist, nahm Manfred Blödorn die Auszeichnung entgegen. Er war der Gerettete und hatte Diederich für den Preis vorgeschlagen.
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