Neustadt

Kein Geld mehr vom Bezirk für das Gängeviertel?

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Jan Haarmeyer

SPD fordert Aufklärung nach Solidaritätsbekundung mit der Roten Flora

Neustadt.  Dreht der Bezirk Mitte dem Gängeviertel jetzt den Geldhahn für kulturelle Veranstaltungen in der dortigen Fabrique zu? Für Arik Willner, SPD-Fraktionschef in Mitte, jedenfalls gibt es erheblichen Gesprächsbedarf mit den Bewohnern der historischen Gebäude in der Innenstadt, nachdem er im Internet den Aufruf gelesen hat: „Das Gängeviertel solidarisiert sich mit der ,Schwester‘ Rote Flora.“

Nach den schweren Krawallen im Schanzenviertel rund um die Rote Flora beim G20-Gipfel mit Hunderten verletzten Polizisten und Demonstranten sei mit dieser Solidaritätsbekundung eine rote Linie überschritten worden, sagt Willner: „Ich erwarte von den Bewohnern des Gängeviertels nach den schlimmen Ereignissen rund um das Gipfeltreffen eine differenziertere Betrachtung.“ Das sei man im Übrigen auch allen Opfern der Krawalle in Hamburg schuldig. „Es wäre respektlos von uns, wenn wir diese Solidarisierung des Gängeviertels mit der Roten Flora unkommentiert lassen würden“, sagt Willner. Und verlangt jetzt umgehend Aufklärung: „Ohne ein Gespräch mit den Bewohnern des Gängeviertels sehe ich keine Chance auf eine Weiterfinanzierung.“ Da sei er sich auch mit seiner Fraktion im Bezirk einig.

Auch Michael Osterburg, Fraktionschef der Grünen in Mitte, findet die Solidaritätserklärung des Gängeviertels „ungeschickt“. Nach den Krawallen wäre „eine Distanzierung von der Roten Flora“ angebracht gewesen. Die Grünen würden aber deshalb nicht mit finanziellen Sanktionen drohen. „Das Gängeviertel wird von unserer Fraktion auch in Zukunft genauso behandelt wie jeder andere Antragsteller“, sagt Osterburg. Jeder Antrag werde objektiv geprüft.

„Wir werden uns auf keine mediale Schlacht einlassen und haben bereits das persönliche Gespräch mit Herrn Willner gesucht“, sagt Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling. „Bislang haben wir in der Zusammenarbeit mit dem Bezirk nur positive Erfahrungen gemacht.“ Man gehe davon aus, dass das auch so bleibt. „Wir werden uns keinesfalls mit der In­stitution Rote Flora entsolidarisieren, genau wie die vielen Solidaritätsbekundungen von Nachbarn und Gewerbetreibenden in der Schanze und natürlich dem Netzwerk ,Recht auf Stadt‘“, sagt Ebeling.

Man erwarte jetzt einen unabhängigen Untersuchungsausschuss, der alle Vorkommnisse des G20, dessen Vorfeld und Konsequenzen beleuchtet. Als Gängeviertel habe man mit verschiedenen Protestformen während des Gipfels zigtausend Menschen erreicht. „Die Oase im Gängeviertel hat zehn Tage lang einen Ort der Ruhe und Geselligkeit geboten“, sagt Ebeling, „Tausende Menschen haben dies genutzt, und wir bekommen dafür sehr viel Dank und Respekt aus allen Richtungen.“

Der Betrieb des Veranstaltungsortes „Fabrique“, das kulturelle Herzstück des Gängeviertels, wird auch mit Geld aus dem Quartiersfonds gefördert. Laut Bezirksamt hat das Gängeviertel 2015 rund 8000 und 2016 insgesamt 15.000 Euro bekommen. Für dieses Jahr sei ein Antrag auf eine Unterstützung in Höhe von 7000 Euro eingegangen.

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