Hamburg

Geflüchtete Frauen gründen eigenen Catering-Service

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Hanna-Lotte Mikuteit
Manuela Maurer (l.) baut mit geflüchteten
Frauen den Catering-Service
Chickpeace auf

Manuela Maurer (l.) baut mit geflüchteten Frauen den Catering-Service Chickpeace auf

Foto: Peter Kafka

Hamburger Projekt Chickpeace wurde in das Stipendienprogramm Ankommer aufgenommen. Wettbewerb ist mit 20.000 Euro dotiert.

Hamburg.  Gefüllte Kichererbsen-Teigtaschen, Milchreis mit Kardamom, Hummus und Brotchips: Das, was die Frauen aus Afghanistan, dem Iran, Syrien und Somalia bei einem Fest in Hamburg vor einigen Monaten auftischten, kam bei den Gästen nicht nur außerordentlich gut an. Über die Vorspeisen aus ganz verschiedenen Regionen der Welt entwickelten sich Gespräche über den Tellerrand.

Es war die Geburtsstunde des Catering-Services Chickpeace. „Wir sind kein anonymer Caterer, sondern bieten kulturelle Koch-Begegnungen“, sagt die Hamburgerin Manuela Maurer, die Chickpeace gemeinsam mit Köchinnen aus Syrien und Afghanistan gegründet hat. Das ehrgeizige Ziel: Eine wirtschaftliche Per­spektive für die geflüchteten Frauen zu entwickeln.

Ursprung war ein Kochprojekt

Ursprung der Idee ist ein Kochprojekt in einer Flüchtlingsunterkunft in Harburg im vergangenen Jahr. Büfett-Begegnungen nannte Maurer, von Beruf Sozialpädagogin, die wöchentlichen Treffen, bei denen jeweils fünf Flüchtlingsfrauen und fünf Hamburgerinnen typische Gerichte aus ihren Heimatländern zubereiteten.

„Die geflüchteten Frauen haben großes Interesse, unsere Kochkultur kennenzulernen“, sagt die 46-Jährige, die bereits das erfolgreiche Projekt „Hundebande“ initiiert hatte. Dabei bereiten Häftlinge und gerade aus dem Gefängnis Entlassene Hunde mit Unterstützung einer Trainerin auf eine Ausbildung zu Blindenhunden vor.

Verschiedene Ansätze zusammenbringen

Im April 2017 startete Maurer gemeinsam mit Estelle Bolin und den geflüchteten Frauen Hanifa Batal aus Syrien und Nabila Noori aus Afghanistan eine Neuauflage des Kochprojekts. Auch bei diesem Vorhaben geht es darum, verschiedene Ansätze zusammenzubringen. „Unsere Initiative hilft den Frauen, ihre Flucht zu bewältigen und in der neuen Welt anzukommen. Zusätzlich lernen sie, Arbeitsprozesse zu gestalten und Liefertermine einzuhalten, und erhalten echtes gastronomisches Know-how“, sagt die Hamburgerin. „Es ist nicht leicht, 100 Teigtaschen so zu bereiten, dass sie immer gleich schmecken.“

Was im Moment noch Ehrenamt ist, soll in der Zukunft Hauptamt werden. Dafür sind die Gründerinnen einen ersten großen Schritt weiter: Chick­peace wurde als einziges Projekt aus Hamburg in das Stipendienprogramm Ankommer aufgenommen, hinter dem die Stiftung der Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Agentur Social Impact stehen.

Köchinnen werden von Profis gecoacht

Noch bis Mitte Juli werden die Botschafterinnen der arabischen und afrikanischen Küche von Profis gecoacht und beraten. Am Donnerstag bewerben sich die Projekte um den Special Impact Award, der mit 20.000 Euro dotiert ist und im Juni von Schirmherrin und Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) verliehen wird.

Für Chickpeace die große Chance, um richtig durchstarten zu können. Denn den kreativen Küchenkünstlerinnen fehlt bislang das Geld für eine Profiküche, um Aufträge für bis zu 100 Gäste zu bewältigen. Für den Übergang hat Maurer Kooperationspartner gefunden, die kostenlos Infrastruktur und Küche zur Verfügung stellen. Aber der Traum ist eine eigene Betriebsküche mit kleinem Gastraum für den Mittagstisch.

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