„Pulse of Europe“

1000 Hamburger zeigen Flagge für Europa

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Nico Binde
Rund 1000 Europa-Befürworter demonstrierten am Sonntag auf dem Rathausmarkt mit Fahnen und Luftballons

Rund 1000 Europa-Befürworter demonstrierten am Sonntag auf dem Rathausmarkt mit Fahnen und Luftballons

Foto: Axel Heimken / dpa

Die Botschaft: „Ich bin Europäer“. Am Sonntag haben 1000 Menschen auf dem Rathausmarkt für den Erhalt der EU demonstriert.

Hamburg.  Die musikalische Dramaturgie folgt der Dramaturgie der ganzen Bewegung. Sie wird lauter und größer. Während am Anfang noch die „Höhner“ mit ihrer unkaputtbaren Handball-Hymne „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ aus den etwas schwachbrüstigen Boxen über den Rathausmarkt plärren, singen am Schluss na­hezu 1000 Menschen inbrünstig und bewegend die Europahymne zu Beethovens „Ode an die Freude“. Zumindest an diesem Sonntagnachmittag in Hamburg scheint Europa noch nicht verloren.

Der Kommentar zum Thema: Europäisch und friedensbewegt

Mit blau-gelben Luftballons, Fähnchen und Pappschildern sind nach Polizeiangaben „mindestens 800 Menschen“ der Kundgebungseinladung der Initiative „Pulse of Europe“ für den Fortbestand der Europäischen Union gefolgt. Wie in 68 anderen euro­pä­ischen Städten wurde gleichzeitig für die völkerverbindende Idee von Freiheit, Demokratie und Toleranz demonstriert. Mit Botschaften wie „Ich bin Europäer“ gehörte etwa ein Drittel des Rathausmarkts der Menschenmenge, darunter viele Familien. Von nun an soll die Zahl der EU-Befürworter jeden Sonntag steigen.

„Pulse of Europe“ wurde 2016 gegründet

Die in Hamburg noch eher junge Bürgerbewegung „Pulse of Europe“ ist bereits im vergangenen Jahr gegründet worden (siehe nebenstehender Text), nimmt aber erst in diesen Tagen richtig Fahrt auf. Waren es am vergangenen Sonntag noch 150 Menschen vor dem Rathaus, wurde ihre Zahl nun vervielfacht. Selbst der neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Initiative. Er freue sich, dass so viele Menschen den Puls von Europa wieder spürbar machen.

Vor dem Rathaus wurde am Sonntag der „Vertrag der Europäischen Freundschaft“ unterzeichnet. Er soll als Ausdruck des festen Willens, einen engeren Zusammenschluss der europäischen Länder zu schaffen, nach Brüssel geschickt werden. Viele Redner appellierten 60 Jahre nach der Unterzeichnung der Römischen Verträge an die Idee, mehr Verbindendes als Spaltendes auf dem Kontinent zu finden.

Kernziel der Initiative: „Europa darf nicht scheitern“

„Europa ist das Beste, was uns in der Geschichte passiert ist“, sagte ein Redner am „Offenen Mikrofon“. Denn ein Ansatz auf der Agenda von „Puls of Europe“ ist: „Alle können mitmachen – und sollen es auch.“ Daneben setzt sich die Initiative für das Kernziel „Europa darf nicht scheitern“ ein, da der Friede auf dem Spiel stehe. Gleichwohl seien „Reformen notwendig“. Gründer Daniel Röder sagte: „Pulse of Europe will die stillen Befürworter Europas motivieren. Daneben ist es uns jedoch gerade auch wichtig, auf die zuzugehen, die Bedenken, Ängste oder Wut gegen die europäischen Institutionen hegen.“

Vom Lautsprecherwagen in Hamburg konstatierte ein Hotelier, seine Gäste seien europäisch, sein Team sei europäisch, insofern sei jetzt, nach den Wahlen in den Niederlanden und vor den Wahlen in Frankreich und Deutschland, die richtige Zeit, für die EU zu demonstrieren: „Wir müssen etwas tun.“ Hendrik Sander, der sich nicht als FDP-Politiker aus Harburg zu erkennen gab, sondern sich als Hendrik Sander aus Harburg vorstellte, hielt ein flammendes Plädoyer für die EU, bei dem er mit der Feststellung schloss: „Wir sind das europäische Volk!“ Ein weiterer Redner forderte „Rückgrat für eine gute Sache, die EU.“

Am kommenden Sonntag soll ein Teilnehmerrekord gelingen

Den Hamburger Veranstaltern will nun am nächsten Sonntag (14 Uhr, Rathausmarkt) zunächst ein neuer Teilnehmerrekord gelingen. „Wir wollen die 4000 von Berlin knacken!“, hieß es. Mit europafreundlichen Postkarten für Nachbarn sollen noch mehr Hamburger mobilisiert werden. Allerdings dürfte die Messlatte an diesem Wochenende wieder nach oben gelegt worden sein. Bei exzellentem Wetter waren Tausende Menschen von Aachen bis Wiesbaden („Zwickau fehlt noch“) für die EU auf den Beinen. Ganz zu schweigen von Lissabon, Stockholm oder Innsbruck.

Dieser neue Pulsschlag für Europa, er wird anscheinend lauter und größer. Nicht nur in Hamburg.

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