Hamburg. Der Bau nach hohen energetischen Standards macht geförderte Wohnungen in Hamburg nicht teurer. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) in Auftrag gegeben hatte. Für die Studie hat das Büro „F+B Forschung und Beratung für Wohnen und Umwelt“ laut Behörde die Baukosten von 4780 Wohneinheiten im öffentlich geförderten Wohnungsbau in Hamburg über einen Zeitraum von vier Jahren verglichen.
Als wichtigste Ergebnisse der Untersuchung hebt die Behörde von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hervor, dass es „keinen signifikanten statistischen Zusammenhang zwischen Baukosten und energetischen Kenngrößen“ gebe. Die Baukosten unterschiedlicher Projekte würden sich auch innerhalb identischer Energiespar-Standards erheblich unterscheiden, mithin: Die Kosten hängen eher mit anderen Faktoren als mit der Energieeffizienzklasse zusammen. Es gebe sowohl bei den „energetisch besten“ als auch bei den schlechtesten Gebäuden teure und günstige Bauprojekte. „Ein wesentlicher Anteil der Niedrigenergiehäuser hat sogar Bauwerkskosten von unter 1800 Euro pro Quadratmeter“, so die Behörde.
Für die Untersuchung seien etwa 120 der rund 200 von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) in den Jahren 2011 bis 2014 bewilligten und auch realisierten Wohnungsbauprojekte „eingehend erfasst und statistisch ausgewertet“ worden.
„Wir brauchen in Hamburg bezahlbare Wohnungen und eine Diskussion über preiswerte Baukosten“, sagte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan. „Mit den Ergebnissen dieser Studie wissen wir heute, dass der Vorwurf an die energetischen Vorgaben falsch ist: Energiesparende Häuser sind nicht zwangsläufig teurer. Das bedeutet, dass unsere Klimaschutzziele und preiswertes Wohnen keinen Widerspruch darstellen.“ Das sei eine gute Nachricht für Hamburg.
Ziel müsse nun sein, die „tatsächlichen Gründe für steigende Kosten herauszufinden und die geplanten Wohnungen so zu bauen, dass Mieten wie auch Heizkosten bezahlbar bleiben“, so Kerstan. „Wir wollen die Ergebnisse jetzt zeitnah mit den Partnern im Bündnis für das Wohnen erörtern und gemeinsam Lösungen suchen, wie wir dem Klimaschutz im Wohnungsbau gemeinsam gerecht werden können.“
Offenbar will Kerstan allerdings einen neuerlichen Streit mit Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD) vermeiden. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse sei abgesprochen, heißt es aus der Umweltbehörde. Die Ergebnisse sollten in den kommenden Wochen „gemeinsam im Bündnis für das Wohnen oder einzelnen relevanten Akteuren am Wohnungsmarkt ausführlich diskutiert werden“. Die Umweltbehörde sei „sehr an einer vertiefenden sachlichen Diskussion dieser wissenschaftlichen Analyse interessiert und freut sich auf die Diskussion dazu“.
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