Hamburg

Kunstprojekt: Was bedeutet Freiheit für Sie?

| Lesedauer: 4 Minuten
Juliane Kmieciak
Der Künstler HA Schult freut sich sichtlich über die zahlreichen Freiheitsbriefe aus Hamburg

Der Künstler HA Schult freut sich sichtlich über die zahlreichen Freiheitsbriefe aus Hamburg

Foto: Lars Heidrich

Am Großen Burstah soll Hamburgs größtes Kunstprojekt entstehen. Viele Hamburger haben sich schon beteiligt. Machen Sie mit!

Hamburg.  Briefe, Collagen, Gedichte, Bilder und Fotos in allen Größen und Farben stapeln sich auf dem Schreibtisch des Kölner Künstlers HA Schult. Und ein Großteil davon dürfte aus Hamburg stammen. Nach dem Aufruf im Hamburger Abendblatt, bei dem einzigartigen Freiheitsprojekt des Künstlers mitzumachen, haben etliche Hamburger zum Stift, Pinsel oder Fotoapparat gegriffen. „Ich bin begeistert von der Qualität der Einsendungen“, freut sich der 76-Jährige.

Wie berichtet, plant HA Schult, in der Hamburger Innenstadt ein Kunstprojekt zum Thema Freiheit zu installieren. Dabei sollen die Briefe – und zwar so viele wie möglich – erst vergrößert und auf Folie gedruckt und dann an einer zehn Meter langen und sechs Meter hohen Wand angebracht werden. Diese steht dann von Juli an an der Rückseite des Abendblatt-Gebäudes am Großen Burstah 18–32. Dort, wo die U 3 kurz hinter dem Rathaus ober­irdisch weiterfährt. Aus der Bahn heraus wird man bald auf die Rückseite der Installation schauen können. Dort soll dann in großen Lettern das Wort Freiheit stehen und so auf die Aktion aufmerksam machen. Das Briefe-Meer entsteht auf der dem Gebäude zugewandten Seite.

Ein Hamburger fragt die Freiheit: „Was weiß ich eigentlich von dir?

„Die Hamburger setzen sich auf einem sehr hohen Niveau mit dem Thema auseinander“, sagt Schult. „Man merkt, dass sich viele auch sehr ernsthaft mit der Freiheit beschäftigt haben.“ Besonders freut ihn, dass er auch Post von einigen Schulklassen bekommen hat. Die bisherigen Einsendungen bilden ein breites Spektrum an Ideen ab. Ein Hamburger etwa fragt die Freiheit direkt: „Was weiß ich eigentlich von dir? Bist du mit Hamburgs Straße namens Große Freiheit verwandt, die ihren Namen vor 400 Jahren erhielt wegen der dort genehmigten Religions- und Gewerbefreiheiten? (...) Somit setzte man in dieser Straße ein Zeichen für eine unerhört fortschrittliche Toleranz. Kannst du nicht dafür sorgen, dass es in jedem Land eine solche Straße gibt, in der jeder Mensch seinen Gott auf seine ureigene Art verehren darf?“

Auch ein Hamburger Volkshochschulkurs hat sich in Gedichten mit dem Thema auseinandergesetzt: „Meine Freiheit ist grün, sie schmeckt nach Erdbeeren, sie riecht nach frischem Gras, ich sehe vor meinem inneren Auge eine hügelige Insel, sie klingt wie ein Liebeslied, ich umarme sie“, schreibt eine Teilnehmerin aus Hamburg.

Mit Großprojekten hat HA Schult bereits Erfahrung

Bei dem Freiheitsprojekt möchte HA Schult vor allem mit den Menschen in den Dialog treten und so viele Ideen wie möglich an die XXL-Wand bringen. Mit Großprojekten dieser Art hat der Künstler bereits Erfahrung. So hat er in Berlin vor einigen Jahren etwa eine Hausfassade mit ­Liebesbriefen versehen, in Essen hat er Tausende Friedensbriefe gesammelt und damit einen Friedenswald ­geschaffen.

Mit der neuen Aktion soll nun auch der Freiheit ein Kunstdenkmal gesetzt werden. Aus HA Schults Sicht ein hochaktuelles Thema – auch im Kontext der Flüchtlingskrise. „In den vergangenen Monaten sind viele Menschen nach Deutschland gekommen, die vorher in Unfreiheit gelebt haben. Das hat viele aufgerüttelt“, so der in Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) geborene Künstler. Jetzt gehe es um den Kern der Freiheit und darum zu erkennen, dass Freiheit ein Gut sei, das für alle da sei. HA Schult und sein Team freuen sich auch weiterhin über Post aus Hamburg und dem Norden. „Je mehr Menschen mitmachen, desto eindrucksvoller wird es werden.“

Nach dem Einsendeschluss, der jetzt bis Ende Juli verlängert wurde, werden HA Schult und sein Team mit der Sichtung und Auswahl der Briefe noch jede Menge zu tun haben. Die feierliche Eröffnung soll nach den Sommerferien stattfinden. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

So können Sie mitmachen: Gedichte, Briefe Zeichnungen und Postkarten können an folgende Adresse geschickt werden:
HA Schult Museum
Betreff: Freiheit
Postfach 211027
50534 Köln
Oder einfach per E-Mail an meine-freiheit@outlook.com.Der Einsendeschluss ist der 31. Juli 2016.

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