Hamburg. Gut zwei Jahre nach dem gewaltsamen Tod des dreieinhalb Jahre alten Mädchens ist die Yagmur-Gedächtnisstiftung ins Leben gerufen worden. Initiator Michael Lezius, der selbst Pflegevater ist und sich seit vielen Jahrzehnten für Kinderrechte engagiert, will damit an das Schicksal des Kindes erinnern und ähnliche Fälle vermeiden helfen. An jedem 18. Dezember, dem Todestag Yagmurs, wird aus den Erlösen der Stiftung ein Erinnerungspreis für „Zivilcourage im Kinderschutz“ vergeben.
Zu den Mitgliedern der Stiftungsjury gehören unter anderen der CDU-Fraktionschef und ehemalige Vorsitzende des Yagmur-Untersuchungsausschusses, André Trepoll sowie Isabella Vértes-Schütter (SPD), der ehemalige Michel-Hauptpastor Helge Adolphsen, Rainer Becker (Deutsche Kinderhilfe) und Stefan Renz, Vorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Sie werden in jedem Jahr darüber entscheiden, wer den mit 2000 Euro dotierten Preis erhält. So sollen etwa Erzieherinnen, Polizisten, Nachbarn oder Organisationen, die sich um den Kinderschutz verdient gemacht haben, ausgezeichnet werden.
„Mit dem Preis will ich Symbolpolitik machen“, sagt Lezius. „Nahezu jeder, der mit Yagmur zu tun hatte, sagte, er habe keine Fehler gemacht. Aber am Ende war ein Kind tot.“ Nun sollen diejenigen, die tatsächlich Richtiges tun, dafür geehrt werden.
André Trepoll betonte, dass es wichtig sei, nicht nur Fehler zu kritisieren, sondern auch das Engagement für Kinderschutz auszuzeichnen. „Es gilt, positive Beispiele zu würdigen.“ Dennoch sei es schwer auszuhalten, dass sich die Fälle immer wieder ähnelten, sagte Trepoll mit Blick auf den kleinen Tayler, der im vergangenen Dezember ebenfalls in seinem Elternhaus gewaltsam zu Tode kam. Auch er war – wie Yagmur – zuvor wegen schwerer Verletzungen in eine Pflegefamilie gekommen, aber vom Jugendamt dann wieder zurückgeführt worden.
Der Stifter Michael Lezius hatte sich zunächst aus dem aktiven Kinderschutz zurückgezogen, nahm aber sein Engagement aus Anlass des gewaltsamen Todes Yagmurs am 18. Dezember 2013 wieder auf. Lezius verfolgte sowohl jeden Verhandlungstag des Prozesses gegen Yagmurs Eltern als auch jede Sitzung des Untersuchungsausschusses, der die Umstände des Todes aufklären sollte. Seine zentrale Forderung: „Die Kinderrechte müssen gegenüber den Elternrechten gestärkt werden.“ Das Mantra, dass Blut dicker als Wasser sei, sei aus seiner Sicht überholt. Übertragen auf die Fälle Yagmur oder zuletzt Tayler heißt das: Beweisen leibliche Eltern nach einer gewissen Frist nicht, dass sie erziehungsfähig sind, sollen Kinder in den Pflegefamilien bleiben.
Lezius hat 20.000 Euro aus dem eigenen Vermögen zur Verfügung gestellt. Um die Stiftung, die er unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung gegründet hat, arbeitsfähig zu halten, sind die Initiatoren auf weitere Spenden in Höhe von 30.000 Euro in den kommenden zehn Jahren angewiesen. Weitere Informationen im Internet unter yagmur-stiftung.hamburg.
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