Hamburg. Die Verschärfung der Voraussetzungen für eine freiwillige Wiederholung der zehnten Klasse stößt auf deutliche Kritik.
„Der ,Fördern statt Wiederholen‘ genannte Nachhilfeunterricht klappt wie befürchtet überhaupt nicht, sonst gäbe es nicht so viele Schüler mit Fünfen und Sechsen am Ende der zehnten Klasse“, sagte FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels.
Wie berichtet hatte der Senat kurz vor den Sommerferien beschlossen, dass nur Schüler die zehnte Klasse wiederholen dürfen, die höchstens vier Fünfen und keine Sechs im Zeugnis haben. Auch muss, wie bislang schon, bei zwei der drei Hauptfächern eine Vier im Zeugnis stehen. Von 804 Anträgen auf Wiederholung wurden 424 abgelehnt. „Die reguläre Abschaffung der Jahrgangswiederholung entpuppt sich als Fehler“, so Treuenfels. „Trotzdem verschärft Schulsenator Ties Rabe still, heimlich und leise den Zugang zur Oberstufe. Das ist nicht nur unfair gegenüber den Schülern, sondern auch ein Eingeständnis seines Scheiterns.“
Für den Sprecher des Elternnetzwerks „Wir wollen lernen“, Walter Scheuerl, bedeutet die Verschärfung das Aus für die schulische Laufbahn der betroffenen Schüler. Das eigentliche Problem sei der Leistungsabfall der Schüler bis zur zehnten Klasse. „Die Abschaffung des Sitzenbleibens führt dazu, dass Schüler in den Klassen fünf bis zehn glauben, Party machen zu können.“ In Wahrheit würden die Lernrückstände immer weiter angehäuft.
Stefanie von Berg (Grüne) hält die Senatsentscheidung allerdings für richtig: „Die Chance auf Wiederholung muss schon an realistische Erwartungen an den Erfolg des Schülers geknüpft sein.“ Allerdings müsse den Ursachen für die deutliche Erhöhung der Zahl der Wiederholungsanträge in den vergangenen Jahren nachgegangen werden.
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