Harvestehude. Dass am altsprachlichen Wilhelm Gymnasium Latein und Griechisch gesprochen werden, ist bekannt. Auch Englisch und Französisch steht auf dem Stundenplan. Am Freitag aber waren ebenfalls Russisch, Spanisch, Italienisch und sogar Arabisch zu hören. Der Grund: Das Harvestehuder Traditionsgymnasium war Austragungsort des Bundessprachenfestes. Etwa 500 Sechst- bis Neuntklässler aus ganz Deutschland, die sich zuvor bei den Landesausscheidungen qualifiziert hatten, nahmen daran teil – denn das Fest war zugleich das Finale.
Das 24. Bundessprachenfest in der 36-jährigen Geschichte des Fremdsprachenwettbewerbs fand nach 18 Jahren zum zweiten Mal in Hamburg statt. Das Wilhelm Gymnasium wurde dadurch in einen fröhlichen Ausnahmezustand versetzt: Bereits am Donnerstag stieg ein großes Willkommensfest mit mehr als 400 Gästen, Live-Musik und Fish & Chips satt (spendiert von Daniel Wischer). Damit am Austragungstag genug Räume zur Verfügung standen, unternahmen die meisten Wilhelm-Gymnasiasten „soziale Ausflüge“ und verteilten Spenden an das Franziskus-Tierheim und an Obdachlose oder musizierten in Altenheimen.
In der Aula, im Musiksaal und in den Medienräumen präsentierten derweil 36 Schülerteams Sketche, Theaterstücke und Medienbeiträge in verschiedenen Sprachen. Beurteilt wurden sie von Jurys, in denen ebenfalls Schüler saßen. Etwa Lynn, Neuntklässlerin am Wilhelm Gymnasium, die beim Wettbewerb im vergangenen Jahr den ersten Landesplatz erreicht hatte. Sie war eine der Juroren, vor denen die Sechstklässlerinnen Lisa, Annegret und Amely vom Potsdamer Humboldt-Gymnasium ihr Stück „Dinner for two“ aufführten. Vier Monate haben sie für ihre Aufführung geübt.
„Aufregender als das Vorspielen ist für die meisten Schüler, dass sie den Jurymitgliedern hinterher noch spontan Rede und Antwort stehen müssen“, sagt Catja Lampe, Englisch- und Französischlehrerin am Wilhelm Gymnasium und Landesvorsitzende des Sprachenwettbewerbs.
Mit ihrem Kollegen Torsten Nilsson vom Gymnasium Allermöhe hat sie sowohl das Landessprachenfest vor drei Wochen an der Heinrich-Hertz-Schule als auch das Bundessprachenfest an ihrer Schule vorbereitet. „Wettbewerb und Sprachenfest sind für die Schüler tolle Gelegenheiten, außerhalb des Unterrichts einen Zugang zu Fremdsprachen zu bekommen“, sagt Catja Lampe. „Die Sprachen kriegen so einen Platz in ihrem Leben, ohne dass sie in ein anderes Land reisen müssen.“
Die zehn Neuntklässler des Gymnasiums Allermöhe etwa versetzt ihr Stück „La France rencontre España“ in die Mittelmeerländer. Es geht um einen Schüleraustausch, um Vorurteile und Gemeinsamkeiten. Der Medienbeitrag „The Lost Cow“ von Julia, Marcel und Nele führt eine liebevoll gezeichnete englische Familie auf einen bayrischen Bauernhof. Robert Just, Vorsitzender der Jury des Sprachenfestes, freut sich über die vielen gelungenen Beiträge. „Fremdsprachenkenntnisse sind eine Bereicherung“, sagt er. In diesem Jahr kamen mit 106 Bewerbungen besonders viele aus Hamburg. „Im bundesweiten Verlgeich lagen wir an vierter Stelle“, sagt Landesvorsitzende Catja Lampe.
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