Eimsbüttel. Wie klingt es, wenn rund fünfzig Leute in einem Raum Brettspiele spielen? Rollende Würfel und hüpfende Plastikfiguren jedenfalls sind kaum zu hören auf den siebten Hamburger Spieletagen im Eimsbütteler Hamburg-Haus. Dafür ausgiebiges Lachen und Gespräche.
„Wir haben hier mehr als 2000 unterschiedliche Spiele“, erklärt Oliver Schuldt, einer der ehrenamtlichen Organisatoren des nach eigenen Angaben größten Brettspiel-Events in Hamburg, das am Freitag fast 150 Besucher anzog. Der Eimsbütteler hofft, andere mit seiner Leidenschaft anzustecken. „Wir möchten den Menschen den Zugang in die Welt der Brettspiele ermöglichen“, sagt Schuldt.
Die ist dank mehrerer Hundert Neuerscheinungen im Jahr ziemlich groß. Auf den Spieletagen reicht das Angebot von Brettspielen, die ein Mensch alleine spielen kann, bis zu Varianten mit 80 Teilnehmern. Die können auch mal mehrere Tage dauern, doch damit sind sie eine Ausnahme.
Jessica Bartels, 46, ist mit ihrer eigenen und einer befreundeten Familie aus Harburg gekommen. Für die Strategiespiel-Fans sind es die dritten Spieletage. „Hier können wir zwei Tage lang wie die Verrückten neue Spiele ausprobieren. Ist ein Spiel langweilig, wird es gleich weggelegt“, sagt Bartels.
Die Spiele werden von den jeweiligen Verlagen bereitgestellt, manche Verlage schicken auch Experten mit. Zudem sind viele ehrenamtliche Spiele-Erklärer vor Ort. Und wer könnte ein Spiel besser erklären, als der Erfinder oder die Erfinderin selbst? Mehr als zwanzig Spieleautoren sind auf den Hamburger Spieletagen zu Gast.
Einer von ihnen ist Shaun Graham, 25, aus Fuhlsbüttel. Den Prototypen für sein knallbuntes Strategiespiel „Kaleidoscape“ hat er mit Pappe und Prittstift selbst gebastelt. „Das Testen ist der wichtigste Moment in der Spieleentwicklung. Ich bin total aufgeregt.“ An einem Tisch in der Nähe probieren gerade zwei Leute sein „Kaleidoscape“ aus. Sie bekommen schnell mit, wer ihnen da beim Spielen zuschaut. „Kann ich setzen oder muss ich setzen?“, fragt einer der Spieler. „Du musst setzen“, antwortet Shaun. Und ergänzt: „Das habe ich mir jetzt erst überlegt.“
Neben Prototypen und neuen Spielen finden sich auch altbekannte Lieblinge in der Auswahl. „Einer unserer Klassiker ist ,TAC‘. Das ist eine Mischung aus ,Mensch ärgere dich nicht‘ und ,Mau-Mau‘“, erklärt Klaus Wolfrum-Petersen, auch er ein ehrenamtlicher Organisator. Am Sonnabend findet sogar ein ,TAC‘-Turnier statt. Insgesamt steht der Wettkampf aber nicht im Vordergrund. „Turniere sind etwas für Vielspieler. Wir aber möchten gerade die Spielemuffel begeistern“, sagt Oliver Schuldt. Er schätzt, dass rund ein Viertel der Besucher allein kommt – Mitspieler sind hier schließlich schnell gefunden.
Am heutigen Sonnabend wird im Hamburg-Haus, Doormannsweg 12, von zehn bis 22 Uhr weiter gespielt. Erwachsene zahlen fünf Euro Eintritt, Kinder unter 18 Jahren einen Euro.
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