Sonst besteht das Risiko, dass Hamburgs Hafen ins Mittelmaß rutscht, warnt der Weltbank-Experte. Eine tiefere Fahrrinne sei sogar ökologisch sinnvoll.

Hamburg ist Deutschlands Tor zur Welt und Deutschland bleibt eine der führenden Handelsnationen der Welt. Die Fähigkeit, sich effektiv in die Weltwirtschaft zu integrieren, hat einen großen Teil des Wohlstandes unseres Landes geschaffen.

Der Hafen ist das Symbol der Wirtschaftskraft Hamburgs und der deutschen Exportstärke. Seit den 1990er-Jahren hat der Hamburger Hafen von der Öffnung Osteuropas enorm profitiert. In den letzten Jahren hat dieses Aushängeschild an Ausstrahlungskraft verloren. Es besteht nun das Risiko, dass Hamburg ins Mittelmaß abrutscht.

Bis 2007 war der Hamburger Hafen noch auf Augenhöhe mit Rotterdam und schlug fast zehn Millionen Container um. Danach ging es bergab. Obwohl Deutschland die globale Wirtschaftskrise gut meisterte, konnte der Hafen auch 2010 noch nicht die früheren Höchststände erreichen. Rotterdam ist nun deutlich Europas Nummer eins mit geschätzten 11,5 Millionen Containern, während Hamburg mit etwa acht Millionen Containern sogar hinter Antwerpen (8,5 Millionen Containern) auf den dritten Platz in Europa zurückgefallen ist. Und das, obwohl in Hamburg das reguläre Containergeschäft in den letzten Jahren stabilisiert werden konnte. Hamburgs Rückfall auf den dritten Platz in Europa erklärt sich durch den Einbruch im weltweit stark wachsenden Transitgeschäft.

Die Diskussion um die Zukunft des Hamburger Hafens ist ein Paradebeispiel für die dramatisch veränderten internationalen Rahmenbedingungen, in denen Wirtschaftspolitik heute stattfindet. Im Kern geht es um drei Trends:

1. Die Welt ist "flach" geworden und handelt intensiver als jemals zuvor.

Trotz der Weltfinanzkrise von 2008/09 hat sich der Welthandel im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Handel und Wirtschaftskraft sind zwei Seiten derselben Medaille. Denn Länder und Regionen, die mehr miteinander handeln, sind tendenziell reicher. Dieses Wirtschaftsgesetz hat besondere Gültigkeit für Deutschland, das als "Exportvizeweltmeister" immer noch einen Außenhandelsüberschuss von 150 Milliarden Euro erwirtschaftet, damit einen Ausnahmestatus in der westlichen Welt besitzt und zunehmend in den Mittelpunkt der globalen Wirtschaftsdynamik rückt.

2. Der Aufstieg Asiens setzt sich fort, ebenso der relative Abfall Europas.

Der zunehmende asiatische Wohlstand schuf neue Absatzmärkte und half, den deutschen Aufschwung der letzten Jahre zu beflügeln. Gleichzeitig steigen die deutschen Importe aus Asien, womit die Schlüsselfunktion der deutschen Häfen deutlich wird. In diesem Jahrzehnt wird Asien nach allen Prognosen im Schnitt um mindestens acht Prozent wachsen.

Dies bedeutet, dass bei den mehr als vier Milliarden Asiaten das Interesse weiter wächst, deutsche Qualitätsgüter, vor allem Autos und Maschinen, zu kaufen. Der asiatische Aufstieg spiegelt sich in der Schifffahrt. Unter den zehn größten Häfen der Welt werden die ersten neun Plätze nur von asiatischen Häfen belegt.

3. Der Anstieg des Welthandels hat zu Vergrößerung der Schiffsflotten geführt.

Ähnlich wie in der Luftfahrt sind moderne große Schiffe umweltfreundlicher, da sie effizienter wirtschaften und damit einen geringeren CO2-Ausstoß pro gelieferte Ware produzieren. Auf den für Hamburg wichtigen Routen nach Asien hat sich die durchschnittliche Schiffsgröße seit 2004 mehr als verdoppelt. Dies ist nur der Anfang eines Trends, der zunehmend von Großschiffen dominiert werden wird.

Die Elbvertiefung scheint deshalb ökonomisch nicht nur notwendig, sondern auch ökologisch vertretbar, da dadurch der Anteil der modernen umweltfreundlicheren Großschiffe erhöht werden kann. Wenn die Elbvertiefung nicht kommt, werden diese modernen Großschiffe zunehmend andere Häfen ansteuern.

Als diesjährige Umwelthauptstadt hat Hamburg die Gelegenheit, die Vision eines modernen umweltfreundlichen Hafens Realität werden zu lassen und gleichzeitig die deutschen Wettbewerbsvorteile zu nutzen. Deutschlands besondere Stellung im globalen Handel hängt auch von seinen Häfen ab. Hamburg ist das Paradebeispiel einer Stadt, die es schon immer verstand, ihre spezielle geografische Lage mit einem Hochseehafen tief im Binnenland für sich zu nutzen.

Die Stadt hat eine große Chance, an diese erfolgreiche Vergangenheit anzuknüpfen.