Eigentlich überlässt die Fifa in ihren WM-Stadien nichts dem Zufall. Ein kolumbianischer Fan schlüpfte jedoch durch die Kontrolle – und sorgte mit einem absurden Outfit für viel Verwirrung.

Die Wege des Herrn sind bekanntermaßen unergründlich – und auch Gottes Stellvertreter auf Erden, der Papst, bringt den gemeinen Erdenbewohner oft genug zum Staunen. Johannes Paul II. heilte beispielsweise mehr oder weniger im Vorbeigehen eine französische Ordensschwester von Parkinson. Ein Wunder, für das das frühere Kirchenoberhaupt nach seinem Ableben heiliggesprochen wurde.

Auch wenn solche Mirakel naturgemäß Seltenheitswert haben: Einem kolumbianischen Fan ist bei der Weltmeisterschaft in Brasilien eine ähnliche Wundertat gelungen. Er überwand die Beschränkungen der Fifa.

Während der Vorrundenpartie zwischen Kolumbien und Japan wurde unter den südamerikanischen Fans ein Mann gesichtet, dessen Aufzug an Absurdität kaum zu überbieten war. Sein Outfit: eine Soutane samt Mitra, über und über bestickt mit Cannabisblättern (sic!) und Hakenkreuzen (sic!!!).

Die Fifa überlässt nichts dem Zufall

Dass es dazu kommen konnte, grenzt tatsächlich an ein Wunder. Denn wenn die Fifa zur WM bittet, überlässt sie nichts dem Zufall. Sie bestimmt, welche Getränke in den Stadien ausgeschenkt werden dürfen und – noch entscheidender – wer oder was überhaupt in die Arenen hineindarf. Verboten sind unter anderem: Regenschirme, Vuvuzelas, Fahnen, die größer sind als drei Quadratmeter, und neuerdings auch Uruguays beißwütiger Stürmer Luis Suarez. Bei der WM 2006 hatte sie niederländischen Fans das Tragen orangefarbener Hosen verboten, weil diese vom falschen Brauer gesponsert waren. Sie mussten in Unterhosen ins Stadion.

Kurzum: Es ist zwar strengstens verboten, das Stadion mit einer Pepsi-Flasche zu betreten, aber scheinbar möglich, Hakenkreuze und Cannabisblätter auf einem Papstgewand zu präsentieren. Dabei kennt der Weltfußballverband eigentlich kein Pardon, wenn es um ideologische Inhalte oder Symbole geht.

Festgehalten sind die Regeln der Fifa im sogenannten Stadion-Verhaltenskodex. Unter Punkt vier („Verbotene Gegenstände“) heißt es darin wörtlich: „Materialien mit beleidigendem, rassistischem, fremdenfeindlichem, auf Wohltätigkeits- oder ideologische Belange bezogenem Inhalt, einschließlich u. a. Transparente, Fahnen, Schilder, Symbole und Flugblätter, sowie Gegenstände und Kleidung ...“ Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

Rassist oder kiffender Sonnenanbeter?

Während die Hanfblätter auf der Soutane wenig Interpretationsspielraum lassen, bleibt die Symbolik des Hakenkreuzes unklar, schließlich werden ihm viele verschiedene Bedeutungen zugeschrieben.

Die Nationalsozialisten missbrauchten die „Swastika“ ab 1920 als Parteizeichen der NSDAP und ab 1935 als Bestandteil der Flagge des Deutschen Reiches. In vielen alten Kulturen – vor allem in Asien – ist das Symbol jedoch positiv besetzt, etwa als „Unendlichkeit“, „Beständigkeit“ oder „Sonne“.

Welche Botschaft der kolumbianische Fußballfan mit seinem verstörenden Outfit transportieren möchte, bleibt im Reich der Vermutung. Die Cannabisblätter auf seinem Gewand deuten ja eher auf eine, nun ja, entspannte Weltanschauung hin.

Gänzlich unbekannt ist der „Nazi-Cannabis-Papst“, wie er in sozialen Netzwerken heißt, nicht. Wie ein weiteres Emblem auf seiner Kutte belegt, ist er Fan des kolumbianischen Erstligisten Club Deportivo Popular Junior, ansässig in der Millionenstadt Barranquilla. Auch dort wurde er schon mit seiner sonderbaren Tracht im Stadion gesichtet.

Jetzt lockt Steven Spielberg

Wie der skurril gekleidete Fan ins Stadion von Cuiaba gelangte, wird wohl sein großes Geheimnis bleiben. Das Foto des Kolumbianers wanderte jedenfalls in Windeseile um den gesamten Globus.

Via Twitter wurde der „Nazi-Cannabis-Papst“ zum Internetphänomen. Kurios: Beim Kurznachrichtendienst meldete sich sogar Steven Spielberg zu Wort. Seinen nächsten Film wolle er auf jeden Fall mit dem „Nazi-Cannabis-Papst“ drehen, verkündete der Star-Regisseur. Ungläubiges Staunen.

Ein genauerer Blick offenbart allerdings, dass es sich bei dem Twitter-Steven-Spielberg nicht um das Original, sondern um einen Fake-Account handelt. Gott sei Dank. Ein weiteres Wunder innerhalb so kurzer Zeit hätte die Menschheit wohl vom Glauben abfallen lassen.