Johannes Caspar wirft dem sozialen Netzwerk Facebook vor, Daten von Nichtnutzern zu erheben. Er hat ein Bußgeldverfahren eingeleitet.

Hamburg. Hamburgs Datenschützer Johannes Caspar hat schon Google den Kampf angesagt , nun will er auch rechtlich gegen das Online-Netzwerk Facebook vorgehen. Er leitete ein förmliches Bußgeldverfahren ein, weil Facebook bei bestimmten Funktionen die E-Mail- und Handy-Adressbücher seiner Nutzer auszuwertet. "Zu der Problematik haben uns in den letzten Monaten viele Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern erreicht", sagte Caspar. Ihm zufolge erhebt Facebook auch Daten von Nichtnutzern ohne deren Einwilligung, speichert diese langfristig und nutzt sie zur Vermarktung.

Über eine sogenannte Friend-Finding-Funktion werden Facebook-Nutzern regelmäßig andere Mitglieder vorgestellt, die sie eventuell kennen könnten. Caspar vermutet, dass die aus den Adressbüchern der Nutzern erhobenen Daten für die Freundschaftsanfragen auch zur Erstellung von Profilen von Nichtnutzern dienen. „Bei einer Zahl von mehreren Millionen Mitgliedern allein in Deutschland ist dies eine beunruhigende Vorstellung", sagte Caspar.

Zwar verfügten auch andere soziale Netzwerke über derartige Friend-Finding-Funktionen, diese führten aber nicht dazu, dass die Daten von Personen, die nicht zum Nutzerkreis des jeweiligen sozialen Netzwerks gehören, dauerhaft gespeichert werden, so Caspar.

Zudem werde Personen, deren E-Mailadresse man aus seinem eigenen E-Mailadressbuch hochgeladen hat und die noch keinen Account bei Facebook haben, nur ein von Facebook vorgegebener Einladungstext zugeschickt. "Möglicherweise liegt dadurch bereits eine unzulässige Direktwerbung vor", sagt Caspar. Man könne von der Einladung nicht auf die Person schließen, die die Mailadresse bei Facebook hochgeladen habe.

Caspar hat das Vorgehen von Facebook ähnlich wie Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) schon mehrfach kritisiert. Das nun eingeleitete Verfahren gibt Facebook die Möglichkeit, bis zum 11. August zu den Vorwürfen rechtlich Stellung zu beziehen. Facebook hatte erst vor wenigen Wochen seine Nutzungsbedingungen geändert , um die viel kritisierte Weitergabe von Daten an Dritte zu verhindern.