Pestalozzi-Stiftung verweist auf Sparkurs des Senats

Eilbek. Das Wohnzimmer der Kids hat geschlossen. Etwa 30 Stammkunden im Alter zwischen 13 und 18 Jahren hatte die „Jugendfreizeitlobby Eilbek“ an der Wandsbeker Chaussee 130. Jetzt haben sie keine Anlaufstelle mehr, keinen Treff zum Chillen, Lernen und Spielen. Der Träger, die Pestalozzi-Stiftung, verweist auf den Sparkurs des Senats und gibt den Jugendclub wegen Unterfinanzierung auf. Aber die Kinder und Jugendlichen wollen nicht aufgeben.

Bis zum Schluss hat der 13 Jahre alte Jermaine Rizzo ausgehalten in der öffentlichen Sitzung des Jugendhilfeausschusses Wandsbek. Von 18 bis nach 20 Uhr redeten Betreuer, Bürger, Politiker und Beamte über Ersatzräume, Personalprobleme, Geldnot und die Frage, wie man plötzlich frei gewordene Mittel sinnvoll für Eilbek nutzen könnte. Dann, als seine Betreuer längst gegangen waren, darf Jermaine endlich sprechen. „Wir brauchen eine Anlaufstelle, einen Treff, wo wir unter uns sind. Es war so toll da, wir hatten gute Stimmung und haben viele richtig gute Ausflüge gemacht.“ Er hätte da einen Vorschlag, sagt er: „Wenn das Geld doch noch da ist: Warum können wir nicht einen Raum in der Nähe suchen, die Erwachsenen verwalten das Geld, und wir können uns weiterhin treffen?“, fragt der 13-Jährige und verblüfft den Ausschuss mit seiner Hartnäckigkeit. Das sei „nicht so einfach“, und „ohne Träger geht das nicht“, erklären die Politiker. Ein neuer Träger werde sich nicht so schnell finden.

Die Pestalozzi-Stiftung hat aufgegeben, weil die personelle und materielle Ausstattung nach den Kürzungen des Senats miserabel war. „Wir haben nur eine Kraft ohne Vertretungsregelung bei Krankheit oder Urlaub bewilligt bekommen für die Einrichtung“, sagt Christian Violka von Pestalozzi. „Das ist ein Schlauch für die Pädagogen, und wir haben in fünf Jahren drei Kolleginnen verschlissen.“ Zum Januar hätte Violka wieder einmal neu einstellen müssen. „Da haben wir uns entschieden, aufzuhören.“ Der Mietvertrag läuft noch bis Ende des Jahres, die Stiftung wird den Raum als Büro nutzen. Das bereits bewilligte Geld werde aber nicht in Anspruch genommen.

Jermaine hatte also richtig verstanden: Das Geld ist noch da. Es geht um rund 75.000 Euro. Sie könnten auch ohne neuen Träger zumindest teilweise für Honorarkräfte eingesetzt werden, die die Betreuung übernehmen. Die jugendpolitische Sprecherin der CDU Wandsbek, Franziska Hoppermann, schlug vor, die Christuskirchengemeinde am Wandsbeker Markt um Hilfe zu bitten. Sie liege zwar nicht mehr in Eilbek, sei aber schnell erreichbar. Die SPD signalisierte Zustimmung. Das Amt wurde beauftragt, eine Anfrage zu starten.

Jermaine lächelte. Dass sein Vorschlag aufgenommen werden würde, hatte der 13-Jährige nicht erwartet.