Eine Glosse von Bettina Mittelacher

Wie man sich täuschen kann, hat kürzlich eine Freundin gespürt. Ihren Irrtum bekam sie mit der Heftigkeit eines Tsunamis zu spüren, als ihr Sohn seinen 14. Geburtstag hatte. Kathrins Ex-Mann und Vater des gemeinsamen Kindes hatte dem Jungen eine besondere Freude machen wollen. Deshalb schenkte er dem Filius zum Ehrentag eine Softair-Waffe, beängstigend echt aussehend und gefühlt mit unendlich viel Schuss. Der Junge war außer sich vor Glück – und die Mutter angemessen genervt. Wirklich fassungslos aber war sie am Morgen nach dem Geburtstag, als der Sohn das Gewehr mit an den Frühstückstisch brachte. Kathrin traute ihren Augen nicht. Saß er da wirklich mit seligem Ausdruck in den Augen und tätschelte die Waffe, richtig zärtlich sogar? Das konnte doch unmöglich ihr Sohn sein! Irgendwas muss damals in der Geburtsklinik verwechselt worden sein. „Ich will einen Gentest!“, fordert Kathrin seitdem.

Eigentlich ist das ja der Standardspruch ihres Ex-Mannes. Er war es bislang immer, der Zweifel an den Genen hatte – und zwar ziemlich genau seit dem Moment, als sich herausstellte, dass der Junge richtig gut in Mathe ist. Da musste etwas falsch gelaufen sein: eine Fehlkalkulation, sozusagen. Nur gut, dass ein Händchen für Zahlen zu haben, kein echtes Manko ist, sondern eher ein dickes Plus. Übrigens für Mädchen und Jungen gleichermaßen.